Nähterinncn im Allgemeinen.
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Hemdes vergütet; ebenso für Unterhemden aus Flanell. Eine ziemlich geschickte Nähterin konnte aber in Einem Tage nur zwei bis drei derselben verfertigen und stellte sich somit deren Verdienst auf 15 Cts. bis K I. 12 . 4 . pr. Woche, ohne etwaige Störungen darin durch Feiertage, Krankheiten u. s. w. in Anschlag zu bringen. — 25 Cts. wurden für bessere Arbeit von baumwollenen Hemden mit leinenem Einsatz bezahlt. 50 Cts. wurden für ganz leinene Hemden, deren Anfertigung jedoch wenigstens 15—18 Stunden erforderte, bewilligt. Der wöchentliche Verdienst mit diesen Arbeiten stellte sich somit auf K 1. 50 bis 8 2. Für Badehosen, Ueberzieh-(Arbeite-) Hosen-) wurden 8— 10Cts., für Unterbeinikidcr und Unterhemden aus Flanell oder Baumwolle 6—8 Cts. in den kleineren Geschäften, 18—30 Cts. in den größeren gegeben. — Ein Morgenklcid zu machen war für manche Handnahterin eine Tagesarbcit, wahrend wieder andere, minder geschicktere sogar zwei Tage dazu verwenden mußten. Und für dergleichen aus Satinet, Kaschemir oder Damentuch bisweilen mit Besatz versehen, wurden 18—30 Cts. bezahlt, d. h. so viel jedoch nur für Arbeit der besten Art. — 25—37H Cts. wurden für Röcke berechnet, wovon eine Arbeiterin täglich nur einen anzufertigen vermochte; Kl für solche aus schwererem Tuche, mit 3 Taschen versehen; wozu aber mehrere Tage erforderlich waren. 37H Cts. pflegten Arbeiterinnen pr. Tag zu erhalten, welche in Läden beschäftigt waren, in denen Gegenstände für Toilette und sonstigen Bedarf der Damen verfertigt wurden. Mancher Kleiderhändler ließ auch die Arbeit in seinem Laden verrichten, in der Meinung, daß dieselbe ihnen wohlfeiler zu stehen käme, weil die Arbeiterinnen unter seinen Augen fleißiger sein würden. — Verschlechterten sich die Zeiten, dann sanken auch sogar noch diese elenden Lohnsätze der Handnähterinnen. Es gab zwar Kleiderhändler, Kappen- oder Hemdenfabrikanten, welche ihren Arbeiterinnen bessere Preise, als die erwähnten und zwar soviel zahlten, daß sie wenigstens davon leben konnten. Aber solches thaten nur Geschäfte der respektabelsten Klasse, die auch mit einer liberalen Sorte von Kunden zu schassen hatten. Dagegen gab es aber auch eine Art von Geschäftsleuten, Besitzer von sog. Kleiderbuden, welche sich kein Gewissen daraus machten, selbst solch' arme und bedauernswerthe Geschöpfe, wie diese Handnähterinnen es waren, systematisch um ihren geringen Lohn — zu prellen. In den Zeitungen „verlangten" diese ehrlosen Spekulanten etwa „Hundert Hemdenarbeiterinnen" und hoben besonders hervor, daß sie „die höchsten Preise für Hemden bezahlten." Es meldeten sich nun 100—200 Nähterinnen für Arbeit und wurde denselben aufgegeben, aus dem Stoffe, den man ihnen anvertraute, ein Probehemd zu machen. Aber für die Anfertigung dieses Probe-
*1 Die Arbeiter in Amerika tragen statt der Schürzen zum Schutz ihrer Kleider eine Art Ueberziehhosen von blaugefärbtem Zeuge, welche sie in ihren Werkstätten über ihre gewöhnlichen Kleider an- und auszuziehen pflegen.