Ueber Nähmaschinen-Nähterei.

69

streitig das Fabrikat der Pollack, Schmidt L Comp.Nah- maschincn-Fabrik in Hamburg (der größten in Deutschland), selbst von der amerikanischen Original-Maschine unerreicht da. Es ist dies von unbestochencn Zeugen und Fachmännern erkannt, und wir baden uns selbst gründlich und bei vielen Gelegenheiten hiervon überzeugt. Gegen die Arbeit an diesen beiden zuletzt genannten Nähmaschinen wird kaum ein vorurtheilssreier Arzt etwas einwenden können; ihr Gebrauch ist vielmehr durch die wenig anstrengende Be­wegung, die sie den Arbeitenden gewährt, gesund. Wohl wahr aber, daß das Arbeiten auch selbst an diesen Maschinen gesundheitsgefahr- lich werden kann, wenn es nämlich übertrieben wird. Selbst das Gute und Beste, im Uebermaße genossen oder angewendet, ist schädlich, llnd ist es in der That der größte Frevel an der segens­reichen Erfindung der Nähmaschine, bei ihrer fünf-, ja zehnfach größeren Leistung (im Vergleiche zu der Handarbeit), diese Leistung noch über eine Tagesarbeitszeit von höchstens 10 Stunden hinaus (Ausnahmsfälle ungerechnet) auszudehnen, und die der Ruhe so nö­thigen Stunden der Nacht zur unmäßigsten Erwerbs- und Gewinn­sucht hinzuzunehmen. Einen großen, aus gleichem Motive ent­springenden Unfug rügt Frau Penny an Männern (in Amerika), welche sich nicht schämen, wenn sie Abends aus ihrem Geschäfte nach Hause kommen, sich an die Nähmaschine zu setzen, um die während des Tages hergerichtete Familiennähterei an derselben zu fertigen.

Die Freimaurergesellschaften in Amerika pflegen den Wittwen ihrer Brüder zur Unterstützung Nähmaschinen zu kaufen, damit sie durch die Arbeit an denselben ihren Lebensunterhalt gewinnen mögen. Auch verständige Prediger daselbst sammeln in ihrer Gemeinde zum Ankaufe solcher Instrumente für bedürftige Frauen. Die Directoren derLondon und ^orllineslern haben zu Crewe ein Fa-

briketablissement zur Beschäftigung "on Frauenspersonen (wahrscheinlich die Angehörigen ihrer Bedientesten) an der Nähmaschine, errichtet, und haben beschlossen, an solche Familien Nähmaschinen abzugeben, deren Töchter mit der Handhabung und Verwendung derselben bereits gut vertraut sind. Von Deutschland ist uns bekannt, daß der Nürnberger Gewerbe-Verein ein ähnliches löbliches Verfahren ein­geschlagen hat. Derselbe hält eine Vorschußkasse zur Nähmaschinen- Anschaffung für Familien seiner Mitglieder, und ertheilt zugleich auch Rath über den Ankauf zweckentsprechender Maschinen. Wir möchten hier nochmals an die Abonnements- und Ausloosungs-Methode er­innern, welche wir in demBuche von der Amerikanischen Nähmaschine" aufgestellt haben, und nach welcher es am leichtesten möglich sein würde, gerade den Bedürftigsten dieses Instrument verschaffen zu können.

Zur Behandlung der Nähmaschine sei hier noch bemerkt, daß man das Transportircn oder Verstellen derselben von einem Ort zum andern möglichst vermeiden, ihr vielmehr wo irgend thunlich ein für alle Mal einen bestimmten Platz anweisen sollte. Denn ein häufiges