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Damen-Schneiderinnen.

etwas mehr Pünktlichkeit zu erreichen bestrebt wären, leicht fallen, ihren Concurrentinnen den Vorrang abzugewinnen.

Auch diese Näharbeit wurde früher schlecht bezahlt; weßhalb eine geschickte Arbeiterin nichts Besseres thun konnte, als sich nach einer Kundschaft umzusehen, in deren Wohnung sie arbeiten durste. Dabei war sie dann besser gestellt, als wenn sie in Geschäften ge­arbeitet haben würde. Denn sie verdiente doch wenigstens 50 Cts. bis K 1. 25 pr. Tag und hatte noch freie Beköstigung. Freilich bedurfte es einiger Zeit, um bekannt zu werden. Ferner mußten die Arbeiterinnen in ihrer Kunst fertig sein, vom Zuschneiden nnd Zu­richten bis zum völligen Fertigmachen der Kleider, weshalb eine gründliche Kenntniß des ganzen Geschäftes durchaus nothwendig war. Die Inhaberinnen von Damcnklcider-Etablissements erwarben sich in Amerika überhaupt nicht unbedeutende Summen Geldes, während sie aber ihren armen Arbeiterinnen bei oft 12lOstündiger Tages­arbeit nur die höchst generöse (?) Vergütung von K 1, höchstens S 4. 50 pr. Woche zu geben pflegten. - Dies war jedoch nur der Fall bei der H a n d u ä h t e rc i; seit Einführung der Näh­maschine hat sich aber auch in diesem Geschäste Alles total geändert und die Schneiderinnen oder Damenkleidermacherinnen pflegen jetzt nur Zuzuschneiden und Einzurichten, sowie die letzte Hand zur Voll­endung anzulegen, wahrend fast alle Näharbeit auf der Maschine besorgt wird.

Die geeignetste Nähmaschine zu dieser Art Nähtcrei ist die Grover L Baker sche D o p p c l t ke tt c n st i ch--M a sch i n e, und zwar die eigens zu solchem Gebrauche bestimmte Nr. 24, versehen mit allen Hülfsvorrichtungeu und Apparaten für die in der Damen­schneidern vorkommenden Nähtereien, wie Säumen, Soutacbe auf-, Schnüre einnähen, Passcpoiliren, Bandaufnähen, mit Band einfassen, sowie auch hiehrr gehörige schöne Nähmaschinen - S t i cke r e i e n zu verfertigen. Die Verfasserin erzählt weiter, jedoch mehr in Bezug auf Handnähterei, daß in den besser gestellten Geschäften dieser Art die Zurichterinnen und Vorarbeiterinnen K 1. 50 bis K 4 pr. Woche erhielten, aber dafür 1216 Stunden täglich arbeiten mußten. In Boston haben die Arbeiterinnen dieses Geschäfts seit Einführung der Nähmaschine ihre Arbeitsvcrhältnisse schon anders arrangirt. Solche, welcheausnähen", das heißt in den Wohnungen ihrer Kun­den arbeiten, fordern K 1. 25 pr. Tag (bei lOstiindiger Arbeitszeit) während sie es früher nur auf 75 Cents, höchstens auf K 1 hatten bringen können. Andere, welche für oder in Damenschneider-Ge­schäften nähen, erhalten jedoch nur K 2. 50 bis S 4, aber für die herabgesetzte Tagesarbeit von 10 Stunden. Es kommt bei dem Lohnansatze natürlich ganz auf die Befähigung der Arbeiterin an. Solche z. B., die blos gut nähen können, erhalten nicht so viel, als diejenigen, welche Geschicklichkeit und Geschmack in der Ausstafsirung und dem vollständigen Fertigmachen der Kleider besitzen. Diese