Verfertigung von Costümen. Crinolinen- oder Reifröckfabrikation. 105

stündiger Tagesarbcit K 3 pr. Woche. Diejenigen, welche außer dem Geschäfte arbeiten, und pr. Stück bezahlt werden, bringen eS auf K 34. Eine Frauensperson schneidet zu. Das zweite der oben erwähnten beiden Geschäfte in Ncw-Zjork besitzt eine Frau, und be­schäftigt dieselbe 100200 Arbeiterinnen. Sie verfertigt haupt­sächlich Weihnachtsanzüge, Ballkleider, Costüme für Opern, Bade­anzüge u. dergl.; zahlt ihren Nähterinnen aber nicht mehr als K 3 Wochenlohn. Auch sie giebt viele Arbeit aus dem Hause, womit die Arbeiterinnen jedoch keinen höheren Verdienst erzielen, als die in dem Etablissemente selbst beschäftigten Personen. Nur diejenigen, die das Besetzen mit Goldflicdrr und sonstigem Auspntz an Anzügtti gut ver­stehen, vermögen es pr. Tag auf einen Lohn von 62H Cts. zu brin­gen. Arbeit für Theater erfordert sehr stinke Nähterinnen, da diese Costüme äußerst oberflächlich angefertigt werden, damit man sie leicht wieder auseinander nehmen kann. Und da der Arbeitslohn sich auch nach der flüchtigen Ausführung solcher Arbeit richtet, paßt eine solche Beschäftigung nicht für Anfängerinnen oder für wenig gewandte Nähterinnen.

43. Die Crinolinen- oder Reifröckfabrikation. Mit Unrecht nennt man dieses seit längerer Zeit wieder beliebt gewordene Kleidungsstück der DamenweltCrinoline" (von erme, Haar), da es doch (meist Stahl-) Reifen sind, welche es stützen. Der Reif­rock stammt aus Spanien, und ist, wie man sagt, die Erfindung des 16. Jahrhunderts. Nach einhundertjähriger Herrschaft verschwand die Crinoline in der französischen Revolution und kam erst wieder mit der Thronbesteigung der Kaiserin Eugenik von Frankreich zur Geltung. Ergötzlich ist, wie Herr Professor Reclam in seinen! be­reits genannten Bucheüber des Weibes Gesundheit und Schönheit" nach W. Joh. Müller von dem oder den Vorläufern dieser Mode erzählt:Die wohlhabenden Negerinnen von Fetu, sagt er, tragen unter ihren kurzen Kleidchen hinten auf den Hüften einen von alten Lumpen zusammengenähten Pult, einem Kameelshöker nicht ungleich; selbige halten sie für eine große Zierde. Jene Kissen also, welche im Jahre 1530 die französischen Hofdamen an eben jener Stelle unter dem NamenOoullunles" (Bäusche) trugen und welche jetzt noch nicht ganz verschwunden sind, haben ihr Vaterland in Afrika. Die Spanierinnen erfanden dazu (um 1555) dieVerluxucku" oder VertuFuIIu", ein mit grober Leinwand überzogenes Drahtgestelle, welches die vornehme Welt auf den Hüften trug, so daß die über dasselbe herabfallenden Kleider weit zur Seite ragten. Die Franzö­sinnen machten daraus unter Louis XIV. und XV. denReifrock", welcher zuletzt vorn und hinten zusammengedrückt, aus eiförmigen Reifen aufgebaut, einen Umfang von 7 8 Ellen hatte. Als der Reifrock von der Revolution in die Acht erklärt worden war, begnüg­ten sich die Französinnen mit um so geringerem Umfange, da sie fast