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Die Crinolinen- oder Reifröckfabrikation.

ist eigentlich die Hauptverrichtung, in wenigen, höchstens in 810 Tagen erworben. Die Lehrzeit wird jedoch in den verschiedenen Geschäften willkürlich bestimmt. Meistens erhalten Lehrlinge vom Anfange an eine ihren Leistungen entsprechende Bezahlung; wenig­stens so viel, daß sie Kost und Wohnung bestreiten können. Von selbst versteht es sich, daß sie aber erst in Folge längerer Uebung die nöthige Fertigkeit erlangen, um hinreichenden Verdienst zu erzie­len. Es giebt aber auch Plätze, wo die Lehrlinge keine Bezahlung, dagegen, wenn die Lehrzeit überstanden» feste Arbeit erhalten und dann K 35 pr. Woche verdienen. Wie zur Erlangung jeglicher Fertigkeit in irgend einem Beruf, gelten auch hier als Vorbedingung: ein gesunder Sinn in gesundem Körper, Eifer, sich auszuzeichnen und etwas zu erwerben; Gewandtheit, Reinlichkeit und Pünktlichkeit sind aber die ersten Haupterfordernissc für Lehrlinge in einem derartigen Geschäfte. Solche, die an der Nähmaschine arbeiten, bedürfen außer­dem hinreichender Kenntniß, dieselbe handhaben und in Ordnung hal­ten zu können.

Die Beständigkeit der Beschäftigung in den Rcifröcksabriken wird sich ganz nach der Dauer der Mode richten. Von diesem wan­delbaren Dinge aber abhängen zu müssen, ist eine sehr unsichere Stel­lung. Schon 1860 hatte der Absatz von Neifröcken nachgelassen. Arbeiterinnen in diesem Geschäfte, d. h. Drahtwinderinnen, giebt es hinlänglich, und in einer solchen Fabrik zu New-Zsork waren so erzählt die Verf. die täglichen Gesuche um Beschäftigung so zahl­reich, daß es dem Comptoirpersonal zur Last fiel und man seine Zu­flucht dazu nehmen mußte, mittelst Anschlagzettel, die an dem Thore angeheftet wurden, die vielen Arbeitsuchenden ein für alle Male abzuweisen. Die emsigste Arbeitszeit ist vom December bis April, die schlechteste vom Juni bis September. Ungefähr Mitte Juni be­ginnt das Geschäft, weil man dann aus dem bisherigen Absätze auf den Frühjahrsbcdarf schließen kann. Andere Geschäftsbesitzer nehmen als beste Zeit Januar bis April, und als flaueste Zeit Juni bis November; noch andere bezeichnen als GeschästSmonate Mai, Juni, Oetober, November und December.

Wir kommen hier an eine Stelle im amerikanischen Originale, welche mit der oben gegebenen Bemerkung, daß die Verf. die Arbei­terinnen in den Reifrock-Etablissements reinlich gekleidet, gesund aus­sehend und fröhlich gefunden habe, ziemlich contrastirt. Und doch können wir diese ganz gegenteilige Schilderung nicht überschlagen. Sie mag die Schattenseite zu der erwähnten Lichtseite bilden. In New-Uork, sagt die Verf., giebt es einen Ueberfluß an Mädchen, die in solchen Etablissements Arbeit suchen. Es sind dies die Töch­ter der ärmeren Klassen der Bevölkerung, welche in den sog. Wohn- kasernen oder sonst in engen Räumen zusammengepfercht leben. Sie sind armselig gekleidet, und ihr Erwerb muß nicht selten dazu die­nen, einen Trunkenbold von Vater (dies ist bei den Jrlandern am