Anfertigung der Herren-Leikwäsche.

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meisten der Fall), oder eine verwittwete Mutter mit einem Haustein verwaister» unerzogener Kinder zu unterstützen. Das Aussehen die­ser Armen ist bedauernswerth. Ihre flache Brust» blasse Gesichts­farbe und armselige Bekleidung zeugen nur allzu deutlich von der Concurrenz der Arbeit unter den Mädchen dieser Klasse in der gro­ßen Weltstadt» welche sich nicht für einen anderen Erwerb, der viel­leicht mehr Zeit zum Erlernen fordert, befähigt machen wollen oder können.

41. Anfertigung der Herren-Leibwäsche. Einen beson­ders bedeutenden und ausgedehnten Industriezweig der'bterei hat abermals die Nähmaschine mit der Anfertigung von Leibwäsche für Herren geschaffen. Ja, dieselbe hat aus Einem Geschäste drei einzelne Erwerbsartcn gebildet. Wie es in Amerika nicht allein große Etablissements giebt, in denen nur Hemden verfertigt werden, so giebt es auch solche, in denen man nur He m d e n c i n sätz e, und wieder andere, in denen man nur Hemdenkragen im Großen fabricirt. Auch in Deutschland ist dies schon der Fall, in dem gerade z. B. in Bielefeld die Nähmaschine eS war, welche neben dem alten Leinenhandel eine großartige und blühende Fabrikation fertiger Hemden und anderer Wcißwaaren inS Leben gerufen hat.

In all' diesen Geschäften sind selbstverständlich Frauenspersonen vorzugsweise beschäftigt. Aber außerdem auch Männer, welche mei­stens das Zuschneiden besorgen. Dies geschieht entweder in 2436 Lagen Stoffes, dicht auf einander gelegt, mittelst besonderer Zuschneide- scheercn, oder in Lagen bis zu 72 Stoffflächen mittelst besonderer Zuschneidemesser. Frauenspersonen sind zu diesen Verrichtungen nicht passend, da ihnen hiezu die nöthige Kraft mangelt. Indessen bedarf es nur weniger Individuen in solchen Geschäften, um das Zuschnei­den zu besorgen. In einer Hemdenkragen-Fabrik z. B., in welcher 600800 Arbeiterinnen thätig sind, befinden sich nur 58 Männer als Zuscheider. Auf der Londoner Ausstellung im Jahre 1862 war von einem Mechaniker, Namens Salomon Wallerstein in Wien (Landstraße 128) eine Wäsch-Zuschneidemaschine ausgestellt, welche pr. Stunde 600 Stück zuschneidet und von Frauenspersonen bedient werden kann.

Gerade die Hcmdennähtcrci war es, welche sich vor Einführung der Nähmaschine, und auch jetzt noch da, wo die Handarbeit aus Vorurtheil oder Unkenntniß noch immer der Maschinenarbeit vorge­zogen wird, am allcrschlcchtesten zahlt. Nähtcrinnen, welche sich mit der Verfertigung gewöhnlicher Hemden abgeben und mithin auch zum geringsten Satze arbeiten müssen, scheinen keine andere Bestimmung auf Erden zu haben, als Weißzeug zu verarbeiten. Die einzige Zeit, welche sie ihr eigen nennen, ist die ihnen ohnehin karg zugemessene Schlafenzcit. Ihre ganze Existenz ist von Umständen abhängig, über welche sie aber nicht Herr sind. Die Verf. hat von Arbeiterinnen