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Verfertigung von Herren- und Änaben-Anzügen.

Die Verfertigung von Herren- und Knaben-Anzügrn wird nun­mehr meistens an der Nähmaschine besorgt, wozu als die passendste die vielleicht besser, als die in hochtönenden Zeitungsanzeigen an­gepriesenen Amerikanischen Tuch-Nähmaschinen mit Schiffchen die eigens zum Gebrauche für Schneider gebauten Ma­schinen der Fabrikanten Chr. Stecher L Comp. in Leip­zig (Sternwartstraße Nr. 26) empfohlen werden können. Auch in diesem Zweige der Nähterei hat die Nähmaschine die gesund- heitsgefährliche Handnähterei verdrängt, die, der Angabe eines New- Jorker Arztes gemäß, in dieser Stadt jährlich an 1000 Opfer aus der Klasse der armen Nähterinnen forderte. Bei ihrer angestrengten Arbeit konnte dies freilich auch nicht Wunder nehmen. Auch diese Etablissements geben viele Arbeit aus dem Hause; und meistens gilt als Maaß des Lohnes die Qualität der Arbeit. Durchschnittlich verdienen diese Arbeiterinnen 8 34, 8 3 bis 8 4. 50, mitunter auch 8 510 pr. Woche. Die Einrichterrinnen und diejenigen, wel­che die Fäden an der Maschinenarbeit befestigen, erhalten 8 2. 50 bis 8 3. Die gewöhnliche Arbeitszeit dauert von 8 Uhr Vorm. bis 7 Uhr Nachm.

Die meisten fertigen Anzüge, welche in den Kleidergeschästen New-Aorks verkauft werten, sind das Produkt fleißiger Frauenhändc, sowohl der Stadt selbst, als auch der Landbevölkerung, welch' letztere die Arbeit billiger herzustellen im Stande ist. So giebt es Männer, die sich als Agenten lediglich damit beschäftigen, solche Ar­beit einzusammeln, zu vertheilen, auszubezahlen, einzuschicken, wieder neue zu empfangen u. s. w. Die männlichen Arbeiter besorgen das Pressen der Nähte und verarbeiten die dicksten Stoffe, wozu Frauenkrästc nicht ausreichen.Welch' prächtige Paläste ruft die Vers. aus stehen im Broadwap, eigens dem Verkaufe ferti­ger Herren- und Knabenkleider gewidmet! Aber bemerkt sie hie- bei wie bitter ist der Gedanke daran, daß diese Bauten mit Hülfe der Mühen und Kräfte, unter Thränen und Seufzern schlecht bezahlter Arbeiterinnen aufgerichtet sind, welche in den obersten Stock­werken auf's anstrengendste arbeiten (was wohl vor Erfindung der Nähmaschine der Fall gewesen sein mag), während in den eleganten Verkanfsläden zu ebener Erde eine ganze Armee männlicher Laden- diener nichts anderes zu thun hat, als die Kunden zu empfangen und denselben aufzuwarten; aber doch doppelt besser bezahlt werden, als jene weiblichen Arbeiterinnen, welche ein so hartes Leben führen müssen."

Wie in allen übrigen Nähtereiarbeiten, so ist auch hiebei die Kundenarbeit die lohnendere. Für das Nähen von Sommerhoscn wird 75 Cts. bis K 1. 25; für Winterhosen 8 1 bis 8 1. 50 be­zahlt. Auch Hiebei giebt es schon Frauen, welche im Besitze einer Maschine sind und verschiedene Gehülfinnen mit Anfertigung solcher Arbeiten beschäftigen, während sie selbst das Ganze leiten und für