124 Im Handel rc. mit fertigen Herren- und Änaben-Kleidern.

verkümmern, welche arm sind und sich von solcher Arbeit kümmerlich genug ernähren müssen.

Zum Verkaufe der Kleiderwaaren passen Frauenspersonen, aus nahe liegenden Gründen, nicht recht (in einem der vorhergehenden 'Artikel bat sich Vers. (siehe S. 120) jedoch mehr im Affekt, als mit Bedacht, entgegengesetzt ausgesprochen). Die Mehrzahl der in den Kleidergeschäften New-Aorks beschäftigten Nähterinnen sind Deutsche und Inländerinnen.

Wenn wir einen Blick auf europäische und deutsche Verhältnisse in diesem Geschäfte werfen, so finden wir, daß noch kurz vor der Zeit der Ausstellung in München (1855) die Fabrikation fertiger Kleidungsstücke vcrhältnißmäßig neu war, sich von da an aber sehr rasch entwickelte. 1850 zwar führte England schon für 22 Mill. Francs solcher Waare aus, Frankreich für 30 Mill., Hamburg für 160,000 Francs. So wie England und Frankreich, trciben auch Oesterreich und Preußen jetzt einen großen Handel mit fertigen Klei­dungsstücken, und die betreffenden Geschäfte ließen sich bis zum Jahre 1862 wenigstens ihren Bedarf entweder von vei heirathetcn Gesellen oder solchen Meistern anfertigen, welchen es direkt an Kunden oder an nöthigen Betriebsmitteln fehlte. Größtentheils wurde sonach der Handel mit fertigen Kleidern auf Kosten solcher Meister und Arbei­ter betrieben. Man kann sich also denken, wie diese Arbeit sich be­lohnte. Nur die Nähmaschine und die damit verbundene Frauen­arbeit würden diese Verhältnisse in dem Grade bessern können, wie dieser Industriezweig immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bis 1862 war dies jedoch noch nicht geschehen, jedenfalls nicht in bemer- kenswerther Weise. Die Kataloge Englands und Frankreichs, der Zollvereinsstaaten und Oesterreichs über die damalige Ausstellung zu London, zählen uns zwar mehrere der berühmtesten Geschäftssinnen auf, die mit fertigen Kleidungsstücken handelten und Kleider auf Vorrath anfertigen ließen, geben uns jedoch über Arbciterverhaltnisse wenig Aufschluß und erwähnen auch nicht Ein Wort über Anwendung der Frauenarbeit hicbei. Als berühmte Londoner Firmen werden be­nannt: H. I. L D. Nie oll L C o., Moses L Son u. s. w., die mit ihren Geschäften großartig dastehen; als Pariser die alte Firma Chevrenil (jetziger Chef M. Wuy), die aber nur auf Bestellung arbeitet, dann Lemann. Von Oesterreich heißt es, daß Wien, Prag und Münchengrätz (in Böhmen) die Hauptplätze dieser Industrie seien. Da ist vor allem die FirmaGebrüder Krach in Prag und Wien" aufgeführt, ein Geschäft, welches alle Stadien der Fabrikation von den Gegenständen an, welche die höchste Eleganz und der verfeinerte Geschmack verlangt, bis hinab zum bescheidenen Be­gehr des unbemittelten Arbeiters umfaßt. Seine Leistungsfähigkeit hat es 1859 bewiesen, wo es in 8 Wochen die vollständige Equipi- rung für die 2508 Mann des böhmischen Freiwilligencorps zur vol­len Zufriedenheit des betreffenden Comites besorgt hatte. Sie sind