Im Handel rc. mit fertigen Herren- und Knaben-Kleidern. 125
die Erfinder der bekannten Doppel-Stoffe, beschäftigen in Prag und Wien 100 Arbeiter, in der Saison 200, und haben außerdem je nach Bedarf eine größere oder geringere Anzahl von Meistern außer dem Hause mit Arbeit beauftragt. — Für die Arbeiten im Hause zu Prag wird seit dem Jahre 1860 auf Kosten der Firma eine Sonntagsschule unterhalten, in welcher Unterricht in der Geometrie, im Zeichnen und Rechnen ertheilt wird. — Eine andere österreichische Firma von Ruf ist „Mottl Sohne in Prag", 1834 begründet, deren Lager Alles enthält, was die Bekleidungs-Jndustrie Neues und Schönes zu Tage bringt und was die Bedürfnisse und der Luxus an derartigen Modeschöpfunge» erheischen. Die Mottl'sche Reductions- maschine zum Zuschneiden, eine wichtige und nützliche Erfindung, dankt man den Inhabern dieses ausgezeichneten Etablissements. — Dann verdient n. A. noch das Geschäft von „S t r a sch i tz L B ä r- mann" in Prag und Wien genannt zu werden, das ein Erfinduugs- patent auf elastische Einsätze für Beinkleider besitzt, wodurch Knöpfe, Hosenträger und Schnallen entbehrlich werden. — Für die Schneider in Ungarn ist ein ganz eigenes Feld gegeben, ihre Geschicklichkcit zu zeigen, nämlich in der Anfertigung von Nationalcostümen, wovon im Jahre 1862 in London zwei Pcsthcr Geschäftsleute, Bodmar Joseph und Jambor Andreas, Vorzügliches ausgestellt hatten.
Wir kommen nach dieser Abschweifung wieder zur Schilderung der Fraucnarbeitsvcrhältniffc zurück, wie sie Frau Penny in ihrem Buche giebt. Die ArbeitSbedingung und Löhne — sagt sie — sind bei der schon oben erwähnten Arbcitseintheilung der Kleidergeschafte auch ganz und gar von einander verschieden. In einem der großartigsten Geschäfte dieser Branche in New-Zjork, in welchem im Februar 1860 an 500 Personen in der Werkstätte und 800 außerhalb derselben beschäftigt waren, und welches Beinkleider, Westen, Hemden und Sommerröcke anfertigte, wurde Wochen- oder Stücklohn bezahlt, und verdienten die Arbeiter 8 3—7, wobei anzunehmen war, daß Frauen, die mit dieser Arbeit vertraut, es zu einem wöchentlichen Verdienste von 8 6, Männer jedoch, die auch schwerere Arbeit hatten, es auf 8 9 bringen konnten. — In einem anderen Etablissement, in welchem 70 Personen in der Werkstätte und 2000 — 3000 außerhalb beschäftigt waren, wurden die ersteren wochenweise, die anderen aber durch einen eigens hierfür angestellten Agenten pr. Stück bezahlt. Die Arbeiterinnen im Geschäfte verdienten bei lOstündiger Tagesarbeit 8 5; Männer 8 7, wofür sie aber auch schwerere Arbeit verrichteten. Erstere machten Beinkleider und Westen, letztere fertigen Röcke. (Die in diesem Etablissement beschäftigten Personen beiderlei Geschlechtes arbeiteten, wie die Vers. erwähnt, in ein und demselben Arbcitssaale, und schien es ihnen verboten zu sein, mit einander zu plaudern; denn eine halbe Stunde lang hielt sie sich dort auf und hörte während der Zeit auch nicht Ein Wort von dem