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Handschuh.Fabrikation.

sich schon von Anfang an (und jetzt noch) ein volles Drittheil der Einwohner mit Anfertigung von Handschuhen und erreichte damit den größten Ruf. Auch in Blois machte man solch feine Waare, daß sie in Eier- und selbst in Nußschalen verpackt werden konnte. In neuerer Zeit haben auch die Handschuhe von Milkaw, Chayland, Rennes, Annonay, Niort rc. Ruf bekommen. Lüneville soll 1855 an 10,000 Arbeiter mit der Verfertigung gewöhnlicher Handschuhe ge­zählt haben. Aber auch in Paris bildet diese Fabrikation einen sehr wichtigen Industriezweig. Denn 1847 waren daselbst 165 Fa­briken und Handschuhmacher, die 1950 Personen in der Stadt und eine noch größere Anzahl in den umliegenden Dörfern und benach­barten Departements beschäftigten. Die Gesammt-Handschuhindustrie Frankreichs soll 1855 an 30,000 Menschen Brod gegeben haben. Nur Belgien und Luxemburg konnten zu dieser Zeit verhältnißmaßig ähn­liche Leistungen ausweisen. Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind in Frankreich nicht weniger als 80 neue Erfindungen für diese Fa­brikate patentirt worden. Jouvin L Eo., eine der renommir- tcsten Pariser Firmen dieser Branche, bei welcher das Zuschneiden der Handschuhe mittelst Maschinen eingeführt wurde, beschäftigte ca. 1200, Alexander L C o. au 1500 und Wittwe Jouvin L Co. an 1000 Personen. Im Jahr 1851 producirte die französische Haudschuhfabrikation für 3739 Mill. Frcs. Waare.

Indessen machen die englischen Fabrikanten und die deutschen in Berlin, Wien und Cassel große Fortschritte. London fabrickrt schon den größten Theil ziegenlederner Handschuhe für den Gebrauch in England. In den gewebten und Wollenstoff-Handschuhen ist England sogar Frankreich jetzt überlegen und hat in den letzten Jahren beson­ders für den Export nach Amerika einigen Aufschwung genommen. Die Fabrikation der Handschuhe, hauptsächlich in Worcester, Lon­don, Aeovil und Milborn Port, sowie die der Jagd- und Reithand- schuhc in Wootstock und Mitney hat in Folge der Einführung frem­der Ziegenledcr-Handschuhe manche Verbesserung erfahren, aber auch in einzelnen Fällen ihr Ende gefunden. Die Anfertigung derselben ist zum größten Theile eine Hausarbeit der Frauen auf dem Lande geworden, welche dadurch 45 sk. pr. Woche verdienen können. In Paris erhalten Frauenspersonen für das Nähen von Handschuhen (nach amerikanischem Geld berechnet) 60 Cts. bis K 1 pr. Dtzd. Auch in Brüssel ist die Fabrikation von Lederhandschuhen seit etwa 20 Jahren ziemlich bedeutend geworden.

Baumwollene Handschuhe werden sehr billig in Sachsen gefertigt und vielfach nach England eingeführt. Sachsen zeichnet sich überhaupt dadurch aus, daß es die schönsten und gesuchtesten Zickel oder Felle von Jungziegen liefert. Plauen und Limbach sind die Hauptplätze der sächsischen Haudschuhfabrikation. Auch der Verbrauch der Erlanger Handschuhe, sowie deren Fabrikation hat in neuester Zeit sehr zuge­nommen, und es sollen dort (seit 1845) jährlich an 20,000 Dtzd.