Mützenfabrikation.

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Probe, wofür sie nur 50 Cts. pr. Ttzd. erhalten, und je nachdem sie sich geschickt bewähren, bekommen sie dann bessere Arbeit und ver­dienen dann auch im Verhältnisse mehr, nämlich K 47 pr. Woche. Kindermützchen werden selten auf der Maschine gemacht, erfor­dern aber etwas Geschmack und Erfindungsgabe, und werden in Folge dessen auch besser bezahlt. In New-Aork beschäftigt ein Fabrikant von Mützenschildern und Mützenbesatz 25 Frauenspersonen, die meistens die Arbeit außer dem Geschäfte verrichten und K 36 pr. Woche verdienen. In Detroit (Mich.) erhalten Mützenmacher 523 Cts. pr. Stück bezahlt und verdienen K 24 pr. Woche.

Die Mützenfabrikation ist in Deutschland häufig mit dem der Kürschnerei vereinigt, und in manchen Ländern von wenig Be­lang, da die erwachsene Bevölkerung fast durchgängig Filz- nnd Sei- denhiite trägt. Auf der Londoner Ausstellung 1862 erwiesen sich als Mützenfabrikanten von einiger Bedeutung Jgnaz Kristian in Wien, Gebrüder Krantzberger in Marienbad und P. S. Hirsch in Wien, welche Hüte und Mützen aus Tuch und Wollenstoffen, auf der Nähmaschine gesteppt und genäht, ausstellten.

Eine besondere Specialität ist für Oesterreich die Fabrikation der türkischen oder griechischen Mützen (Feß). Früher wurde diese Kopfbedeckung der Orientalen in Pisa, Livorno und in Frankreich fabricirt; dann aber durch den Fabrikanten Fiirth in Oesterreich (1818) eingeführt. Die im Jahr 1837 stattgefundene Eröffnung der Dampfschifffahrt des Oesterreichischcn Lloyds und die Abschaffung des Turbans in der Türkei i. I. 1839 begünstigten den jungen In­dustriezweig ungemein. Es existiren in Oesterreich nunmehr 3 solcher Feßfabrikanten: Fiirth, Wolf L Co. in Strakonitz (Böhmen), Theodor Gülcher Sohn in Wien und Janowitz in Brunn. Das erstgenannte Etablissement ist auch das größte. Die Anzahl der in dem Etablissemente selbst beschäftigten Arbeiter belauft sich auf 5600 Menschen, und werden überdieß in den angrenzenden Ort­schaften in einem Umkreise von zwei Meilen an 500 Frauen und erwachsene Kinder Beschäftigung durch Handarbeit abgegeben, nament­lich in den von Feldarbeit freien Monaten. Es werden von der genann­ten Firma 34 verschiedene Arten von Feß, alle in der Levante, den Bcrberiskenstaaten und an der Westküste von Afrika gangbaren Sor­ten, sowie auch neuestens billige Kopfbedeckungen für Neger fabricirt, und hierzu jährlich 2000 Ctr. Schaafwolle zu etwa 1,200,000 Stück Feß, von 1,200,000 Frcs. Werth, allein verarbeitet; außerdem ist das besagte Etablissement aber noch auf eine bedeutend größere Er­zeugung in allen seinen Theilen eingerichtet. Hier verdient auch die Fabrikation von russischer nationaler Kopfbedeckung erwähnt zu werden, wie Filzkappen rohester Art aus Tiflis, und riesige Mützen aus schwarzen Schaffellen, daneben auch die früher sehr verbreiteten Mützen aus grauen und schwarzen Baranken, dem äußerst feinlockigen Felle ganz junger Lämmer. Sicherlich sind zu dieser Herstellungs-