Die Schuhmacherei.

159

und dem Einfassen auf der Maschine giebt dann schon ein Ensemble, das von der alten Arbeitsmethode völlig absticht. In den eigent­lichen Schuhwerk-Fabriken bildet die Nähmaschine natürlich ein viel­fach vorhandenes Hauptstück, und hier sind ihr als zweiter Haupt­faktor noch Besohlmaschincn beigesellt. Welche Ausdehnung die Schuh­fabrikation in Amerika hat, kann man taxiren, wenn man erfährt, daß z. B. eine Fabrik sich anheischig macht, jede Stunde 500 Paar Stiefeln zu liefern. Von Dampf getriebene Maschinen ersetzen dort fast jede Handarbeit. Maschinen ersetzen den Klopfhammcr, schneiden Sohlen, Absätze und Oberleder zu, schleifen die Kanten der Sohlen glatt, nähen die Schäfte und nageln die Sohlen oder Absätze auf, oder eine starke Nähmaschine näht die Sohlen fest, nachdem eine HilsSmaschine vorher die Löcher eingestochen. In einer namhaften Fabrik preßt eine Maschine die zu Einem Absatz gehörigen Lederschei­ben, die ihr lose zugescknchtct zugeschoben werden, zu einem festen Körper zusammen und durchbohrt ihn zugleich mit 16 Löcher, worauf eine folgende Maschinerie 16 Nagel hindurchtreibt und mit Einem Ruck den Absatz an seinem Bestimmungsorte festdrückt. Bei uns in Deutschland haben sich derartige Fabriken nur erst vereinzelnt aufge- than.' Wir wissen von solchen in Leipzig, Nürnberg und Pirmasens. Wenn sie auch nicht mit so vollständigem Apparat wie in Nordame­rika arbeiten, so fehlt ihnen doch nicht das Wesentliche, die mecha­nischen Ausschlag- und Zuschneide-Apparate, mechanische Hammer oder Pressen, Näh- und Besohl-Maschinen (wie sie Lemercier in Paris nach amerikanischem Muster construirte und in Leipzig verbes­sert worden ist). Die Versuche, eine Maschine zum Besohlen herzu­stellen, gehen bis in die 40ger Jahre zurück, und nachdem die Holz- nagelung das Vorbild gegeben, lag es nahe, die Befestigung durch Mctallstifte zu bewirken. Die ersten Maschinen wirkten aber der Art, daß der Metallstift sich innen, auf einen eisernen Leisten tref­fend, vernietete, womit der Uebelstand verknüpft war, daß Sohle und Oberleder nicht ohne Zerreißung des letzteren wieder getrennt werden konnten, hiernach also Ausbesserungen unthunlich waren. Deshalb kam man auf die Idee, kleine Schräubchen mit der Maschine einzu­drehen, die sogleich von derselben selbst geschnitten werden und sich nicht vernieten, daher bei Reparaturen ohne Verletzung des Leders leicht herausziehen lassen."

Gerade durch die hier angedeuteten Fortschritte in der Schuh­macherei hat auch die Frauenarbeit in derselben ein größeres und dankbareres Feld gewonnen. Den Thatsachen gegenüber, welche den vortheilhaften Wechsel auch in diesem Geschäfte (besonders zu Gunsten der Frauenarbeit) der Anwendung der Nähmaschinen zu­schreiben, kann man doch kaum sollte man glauben die Augen Verschließen. Und dennoch geschieht es noch immer. Man wirft die­ser segensreichen Erfindung ebenso hartnäckig, wie ungerecht vor, daß sie Verminderung der Arbeitsgelegenheit und Herabsetzung der Löhne