Die Schuhmacherei..

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Herren und Damen und zwar in jeder den verschiedensten Ländern entsprechenden Form erzeugt. Endlich Jacob Busch, Schrauben- schuherzeuger in Prag. Derselbe fabricirt Fußbekleidung verschiedener Art, bei der die oberen Theile durch die Nähmaschine zusammenge­fügt, die Sohlen aber mit Schrauben an das Oberleder befestigt werden. Das von ihm erfundene Verfahren der Erzeugung von Schraubenschuhen, und die Hiebei angewendeten Maschinen liefern ein sehr dauerhaftes, wohlfeiles und ebenso schnell herzustellendes Fa­brikat, das sich eines bedeutenden Absatzes selbst noch im Auslande erfreut. Auch liefert er für die Armee. Die Einrichtung ist für die Erzeugung von 600 Paar pr. Tag berechnet und vermag vergrößert zu werden, da jede, selbst die feinsten Gattungen von Fußbekleidung, binnen wenig Stunden geliefert werden kann. Im Jahr 1860 befanden sich in der österreichischen Monarchie noch 80,000 Schuh- machergeschäftc im Kleingewerbe.

Aus dem Zollvereine war 1862 in London die Schuhwaaren- fabrikation würdig vertreten durch Joseph Schuhmacher Sohn in Mainz, der 160200 Personen beschäftigt, das Vollkommenste und Eleganteste fertigt, und nach Rußland, den Donaufürstenthümern, Eng­land, Südamerika und Australien exportirt;ferner durch Simon Wolf in Mainz, einer der größten Schuhfabrikanten Deutschlands. Ein Herr Müller in Berlin beschäftigt sich ausschließlich mit der Anfertigung von Schuhwerk für Plattfüße, Klumpfüße und Bein­verkürzungen. Rudolph Tesch macher endlich und August Kat- ten dusch in Werden an der Ruhr verlegen sich hauptsächlich auf die Fabrikation eines reichhaltigen Sortiments von Filzschuhen.

Auch Rußland nimmt, besonders wegen seines ausgezeichneten Leders, dann aber auch der guten Arbeit halber einen bedeutenden Rang in der Schuhfabrikation ein. Es werden dort statt des Drahtes mehrentheils Stifte zur Befestigung der Sohlen verwendet.

Dies ein ungefähres Bild der Herstellung von Schuhwerk, und eine ungefähre Andeutung, welch' weites Arbeitsfeld dieser mit jedem Tage an Bedeutung gewinnende Industriezweig den Frauen mit Hülfe der Maschinen eröffnet!

Es mag hier zum Schlüsse nur noch beigefügt werden, was Dr. Reclam in seinemBuche von der Vernünftigen Lebensweise" (S. 144) über Fußbekleidung schreibt, und was ebenso für den Pro­ducenten, wie für den Consumenten dieses Artikels beachtenöwerth ist. Stiefel und Schuhe sagt er müssen breite Sohlen haben, welche einen Querfinger über den Fuß vorne hinausragen. Die Ab­sätze seien nicht zu hoch (wenn man keine Absätze trägt, ermüdet und durchnäßt man den Fuß mehr). Wer in einer Ortschaft ansässig ist, also längere Zeit bei demselben Schuhmacher arbeiten läßt, lasse sich von diesem für jeden Fuß einen eigenen Leisten nach sorgfältigem Abnehmen des Maaßes machen; die kleine Ausgabe für den Leisten bezahlt sich reichlich durch bequemeres Geben und durch Befreiung