Die Stickerei.

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Trittschemel bewirkt, läßt dadurch die Zangen sich öffnen und schlie­ßen. Mit der rechten Hand ^reht sie eine Kurbel, um die Bewegung des übrigen Mechanismus hervorzubringen, und mit der linken ver­folgt sie vermittelst der Spitze eines Pantographen oder Storchen- schnabelS auf's aufmerksamste die Zeichnungsvorlage oder das Stick- muster, welches sechsmal größer gegeben ist, als es producirt werden soll, und welches dann von den Nadeln auf's genaueste ausgeführt wird. Zwei kleine Mädchen sind hierbei angestellt, welche die von den Fäden leer gewordenen Nadeln gegen mit neuen Fäden versehene umtauschen und aufzupassen haben, daß keine Unordnung vorfällt. Eine solche mit einer Arbeiterin und zwei Kindern bediente Stick- maschine soll die Arbeit von 1520 geschickten Handstickerinnen zu­gleich und mit der größten Accuratesse verrichten. Trotzdem will man noch immer behaupten, daß man in der Schweiz, in Sachsen, Schottland und Irland eben so billig mit der Hand sticke, als an dieser Maschine. Sie kommt den Leuten viel zu complicirt und im Verhältniß zu ihrer Leistung zu theuer vor; wie denn über­haupt gegen alles Neue und insbesondere gegen Maschinen sich Vor- urtheile jeder Art zu stemmen pflegen und die betreffenden Erfindun­gen sich einer harten, langwierigen Probe zu unterwerfen haben, ehe sie sich freilich oft zu nicht geringem Schaden der verblendeten Leute Anerkennung erzwingen. Die Heilmann'sche Ma­schine ist besonders geeignet zur Erzeugung kleiner, zerstreuter Figu­ren, Blümchen, Sternchen u. dergl., und nicht zu breit gestreckter Streifen.

Zur Ausführung der Erhaben- (englischen") Stickerei hat man die obenerwähnten einfädigen Kettenstich- oder Tambourin- maschincn (die man mit Unrecht alsNähmaschinen" auSgiebt, da sie keine haltbare Naht produciren). Sie werden oft in der Stickerei- Industrie angewendet. Wenn man aber mit mehreren Farben zugleich sticken will» wählt man die Grover L Baker Doppeltketten- stichmaschine, die gleich gut und schön stickt, wie näht. Oder, ist man im Besitze einer unteren Maschine, sei es eine Greifer- oder eine Schiffchen-Nähmaschine, so schaffe man sich zu derselben den Verzierungsstich - Apparat" von Pollack, Schmidt L Comp. in Hamburg (alle anderen Nachahmungen desselben sind werthlos!) an, mittelst welchem man von 1 bis 6 Fäden von den verschiedensten Farben zur Stickerei anwenden, und zugleich Litzen oder Schnür­chen, ein- oder vielfarbig sogar, aus mehreren Fäden produciren kann. Zum Familiengebrauch, sowie für Damen, welche sich mit solcher Stickerei, ohne Rücksicht auf Broderwerb nehmen zu müssen, zum Vergnügen beschäftigen wollen, passen daher besonders die Näh­maschinen der oben genannten Firmen. Auch können Frauensper­sonen, welche sich Geschick im Sticken an der Nähmaschine erwerben und sich darin tüchtig üben, fast in jedem kleinen Städtchen Erwerb dadurch verschaffen, 'idaß sie Verzierungen, wie Bordüren u. dergl.