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Die Stickerei.

Lande ausbildete, ihnen Wohnung und Kleidung gab, sowie den Ele­mentarunterricht ertheilen ließ, und ihre Bemühung mit dem besten Erfolge gekrönt sah; denn die Schülerinnen lieferten die schönsten Arbeiten und wurden bald als eonlr6-muilre8868 weit und breit gesucht. Später wurde ein ähnliches Etablissement in Fontenay le Chateau (Dep. Vogesen) gegründet. Durch solche Schulen soll die droäerie rm melier dort schon allgemein, besonders in den Dörfern, verbreitet worden sein und auf den Wohlstand der arme» Landleute, wegen ihrer leichten Verbindung mit dem Ackerbau, sehr günstig eingewirkt haben. Eine Arbeit mit dem Metier soll viel regel­mäßiger und vollendeter als Handarbeit sein und kostet ein solches nur 10 Fres. In und bei Tarare, wo diese Industrie zur Zeit der vorletzten Pariser Ausstellung erst 1617 Jahre alt war, hatte sie doch schon 1516,000 Arbeiterinnen Brod verschafft. Im ganzen Frankreich gab man damals die Zahl derselben auf 150 170,000 Frauen, Mädchen und Kinder an, die meist in ihren Familien arbei­teten und auf dem Lande nebenbei noch bei der Feldarbeit hülfreiche Hand leisteten. Sie erhielten die Bestellungen durch Commissionäre, welche meist von Pariser Fabrikanten gesendet wurden und den gan­zen Geschäftsverkehr besorgten. Eine Stickerin verdiente damals im Durchschnitte 40 Cent. bis 1 Fres. 25 Cent. pr. Tag.

Neben Frankreich muß in der Weißstickcrei unbedingt dieSchweiz gestellt werden. Auch Frau Penny erwähnt, daß sehr viele Schwei­zerinnen mit Stickereien ihr Brod verdienen. Der Canton Neuen­burg soll nach ihr nicht weniger als 3500 Frauenspersonen mit der Handstickerei beschäftigen. Noch in größerem Maaßstabe ist dies aber in den östlichen Cantonen, namentlich in St. Gallen und Appenzell, der Fall. Hier werden ebenfalls großartige Stücke der Kunst ausge­führt und die Bearbeitung ist eine gleich geschickte, gleich sorgfältige. In den Mustern dagegen hängt die Schweiz größtentheils von Frank­reich ab. Unter den dieser Industrie günstigen Bedingungen waren auch, einmal (wie ebenfalls für Frankreich) die vorgeschrittene Fa­brikation von weißen Baumwollwaaren, und dann besonders der wohl­feile Arbeitslohn. Die Stickerei im Canton St. Gallen, in Ap­penzell (I. Rh.) und im Rheinthal, wo sich der Kern geschickter Stickerinnen findet; dann auch für gröbere Arbeit im benachbarten Schwarz- und Bregenzerwalde und im nahen Würtembergischen, lie­fern zusammen Producte, welche in und außer Europa (gar oft unter fremder Etikette) Anerkennung und Beifall finden. 1862 auf der Londoner Ausstellung zeichnete sich die Schweiz vor allem durch ge­stickte Vorhänge, die Arbeit geschickter und fleißiger Frauen in Ap­penzell (I. Rh.) und in St. Gallen aus. In neuester Zeit litt die Weißwaarenmanufactur in der Schweiz insbesondere empfindlich unter der englischen Concurrenz, und erst zu spät bequemte man sich, nachdem man durch Schaden klug geworden war, das Vorurtheil gegen die Maschinen aufzugeben, und derStickmaschine" Eingang