Die Stickerei.

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ßentheils Bestandtheile von Volkstrachten, betrieben. Auf der Mün­chener Ausstellung zeichneten sich solche Gold- und Silberstickereien einer Dame, Namens Pauline Bessert, aus.

Auch England hat sich in neuester Zeit mit außerordentlicher Energie auf die Weißstickerei gelegt, namentlich wird dieselbe auch in London stark betrieben. In Schottland und Irland, wo die Sticke­rei erst in den Zähren 18261830 einige Wichtigkeit erlangt hat, wurden in dieser Industrie in der That wahre Riesenschritte gethan. Insbesondere verdankt man dies dem in den Schulen allgemein einge­führten Stickunterrichte und mehr als 250,000 Frauen sollen schon vor 1862 in der fabrikmäßigen Mousselin - Stickerei, und eine noch bei weitem größere Anzahl in der Stickerei als Hausindustrie ihren Unterhalt verdient haben, und soll die jährliche Production über 20 bis 25 Mill. Frcs. betragen. Auf der Ausstellung zu London 1862 war ein Brautschleier von Northcote auf St. Pauls Church Jard in London ausgestellt, welcher reine Handarbeit und die Frucht unausgesetzten, mit den besten Erfolgen gekrönten Fleißes war. In Brockhaus'Jllustr. Kataloge" findet sich eine Abbildung dieser bewunderungswürdigen Leistung. Der Equipagenumwurf der Prin­zessin von Wales, welchen sie täglich auf ihren Spazierfahrten im Hpde Park zur Schau trägt, ist in weißer Seide mittelst einer Gro­ber Baker Maschine gestickt. Ein großer Vortheil dieser Näh- maschinenstickerei ist die Verbindung der Dauerhaftigkeit und Elasti­cität, den der Grover L Baker Stich gewährt.

In Böhmen ist die Weißstickerei längst heimisch, doch war die Appretur bis in die neueren Zeiten hierin noch mangelhaft. Mit der Abnahme der Spitzenklöppelei wandte sich ein Theil der seither hiemit beschäftigten Arbeiterinnen dem Tambouriren und Sticken zu. Man verfiel aus Noth erst auf die Verfertigung solcher Artikel, wie feine, durchbrochene Handschuhe, Frauen- und Kinderhäubchen, Man­schetten, Hosenträger u. s. w. Seit Beginn dieses Jahrhunderts ist die Anzahl der Stickerinnen im böhmischen Erzgebirge (im westlichen Theile) bis z. I. 1862 auf nahezu 8000 gestiegen. Während aber hier die Stickerei lediglich als Hausindustrie betrieben wird, stehen neben derselben in Vorarlberg noch mehrere Fabriketablisscments für diese Artikel in Thätigkeit, wie z. B. das von I. Schneider L Co. in Höchst, welches 150 Personen mit Weben und 400 mit Sticken beschäftigt. Der PrägerVerein zur Beförderung der Er­werbsthätigkeit der böhmischen Erz- und Riesengebirgsbewohncr" Pro- tegirt ebenfalls die Stickerei, und zwar sowohl mit der Häkelnadel (das Tambouriren), als auch in Plattstich, zu Hirschenstand, Gras- litz und Heinrichsgrün, mit mehr als Tausend Arbeiterinnen. In Sonneberg hat derselbe seit 1861 eine Schule für Häkelarbeiten und Buntstickerei errichtet. Die Kunststickerei wird nur zu Wien, Prag und anderen Hauptstädten des Kaiserstaates betrieben.

In London 1862 stellten aus Oesterreich mehrere Stickerinnen