Die Stickerei.
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betracht. Die meisten Arbeiterinnen verdienen K 3—7 pr. Woche. Bei Mützenmachern und Flaggenverfertigern verdienen die Stickerinnen in einer Arbeitszeit von 8 Vorm. bis 6 Nachm. des Tages, in der Woche durchschnittlich K 4—5. — Frauenspersonen, welche zu Hause für Verkaussläden Stickereien machen, können, wenn sie immer hinreichend Arbeit erhalten, recht gut ihr Fortkommen finden. Diejenigen natürlich, welche um den billigsten Preis arbeiten, erhalten auch am meisten zn thun. Alle Stickerei-Arbeiterinnen haben jedoch auch in Amerika eine sehr gefährliche Concurrenz an solchen Frauenspersonen, welche derart Arbeit aufsuchen und annehmen, daß sie etwas haben, womit sie sich in den langen Winterabenden die Zeit vertreiben und Hiebei — Zugleich einiges Taschengeld verdienen können, welches wieder für Luxussachen ausgegeben wird. — In Frankreich kann z. B. mit dem Sticken feiner Kragen täglich so viel verdient werden, als K 1. 20 amerikanisches Geld ausmacht. — Gold- und Silberstickerstickerei soll sich allenthalben besser bezahlen, und es soll in Amerika Damen geben, welche für Geschäfte arbeiten, in denen solche Waaren verkauft werden und sich manchmal bis K 25 verdienen können (wahrscheinlich aber unter Beistand einer Gehilfin oder von Lehrlingen rc.).
Als hauptsächliche Vorbedingung zum Sticken lernen ist Geschmack und Fertigkeit mit der Nadel, wohl auch Kenntniß der Grover L Baker Nähmaschine nothwendig. Schülerinnen müssen 25—50 Cts. pr. Lec- tion zahlen. Passen sie gut auf, so können sie nach wenigen Lektionen so weit vorankommen, daß sie schon etwas Lohn einnehmen. Die Hauptsache ist und bleibt bei dieser Beschäftigung jedoch immer — die Uebung. Im Gold- und Silbersticken bedarf es wohl ein volles Jahr Lehrzeit, obgleich in Geschäften, wo dieses vorkommt, schon nach einigen Wochen, je nach der Brauchbarkeit der geleisteten Arbeiten verhältnißmäßiger Lohn pflegt gegeben zu werden.
Ob es viel oder wenig Arbeit giebt, darauf hat lediglich die Mode Einfluß; noch mehr aber günstige oder ungünstige allgemeine Erwerbsverhältniffe. — Beim Weiß- und Namensticken finden in Berlin geschickte Arbeiterinnen immer Beschäftigung, und diese Arbeit ist auch einträglicher, als manche andere Frauenhandbeschäftigung (ob aber nicht auf Kosten des Gesichts?). Sie wird häufiger von jungen Mädchen, als von Frauen versehen und entweder in größeren Werkstätten auf Wochenlohn angefertigt oder durch Wäschehandlungen vermittelt.
Schließlich erlauben wir uns noch auf das Sticken von Blumen nach der Natur (die Malerei mit der Nadel), auf die kunstvolle Stickerei mit feinem Haar und Granit seide, endlich auf die Lederapplicationcn hinzuweisen, worüber der „Bazar", S. 406, Iahrg. 1864 Näheres enthält, Beschäftigungen, welche in der That unter die kunstvolleren und lohnenderen weiblichen Handarbeiten gezählt und empfohlen zu werden verdienen.