Spitzen waschen rc. Besatz rc. anfertigen. Kunststopferei. 203

Merkwürdig ist, daß in Amerika bis in die neuere Zeit noch immer Männer das Spitzen waschen und bleichen besorgen. Es wur­den alle nur möglichen Einwände ersonnen, Frauen davon abzuhalten. So wollte man behaupten, daß es besonders bei größeren Stücken einige Anstrengung koste, das Wasser aus denselben zu pressen, daß dieselben, wie z. B. Gardinen, zum Trocknen auf Rahmen gebracht werden müssen, welche von Frauen nicht gut gehandhabt werden könn­ten, und endlich, daß die Beschäftigung des Bleichens wegen der von den Hiebei verwendeten Chemikalien entstehenden Dämpfe eine der Gesundheit nachteilige sei.

Aber dennoch beginnen nun Frauen sich dieses Geschäftszweiges zu bemächtigen, welcher sich ziemlich zu lohnen scheint, denn z. B. für das Waschen und Bleichen von ein Paar Fenster-Gardinen wird in New Aork K 1. 50 bezahlt.

Die Französinnen erachtet man in diesen Verrichtungen sür be­sonders geschickt. Eine Spitzenwäscherin in New Ijork, die sich

5 Jahre lang in Paris aufhielt, um dieses Geschäft gründlich zu erlernen, hat pr. Woche oft 30 und noch mehrere Paare von Fenster- Gardinen aus Hotels und Privathäusern zu waschen und zu bleichen. Ein Mädchen, welches in Paris 2 Jahre lang verweilte, diese Verrichtung zu erlernen, hat in St. Louis ein sehr gutes Geschäft begründet und nimmt auch Lehrlinge an.

76. Besatz und Garnirung anfertigen. In größeren Städten finden viele Frauenspersonen mit der Anfertigung von Be­satz- und Garnirungsartikeln jeder Art, wie man sie z. B. an Krä­gen, Acrmeln, Mantillen u. s. w. trägt, Erwerb. In London wird solche Waare von Frauen auf der Straße verkauft. Die Verf. erzählt von einer Frau, welche mit dieser Beschäftigung an K 10 pr. Woche verdient haben soll; ferner, daß Mädchen sich hierbei auf K 35 stellen, und daß die Arbeitszeit Hiebei von 8 Vorm. bis

6 Nachm. dauert. Von einem Manne erwähnt sie, welcher Krepp­krägen anfertigen läßt, und seinen Arbeiterinnen einen monatlichen Verdienst von K 20 26 ausbezahlt. Eigene Vorarbeiterinnen pflegen Arbeit dieser Art zuzuschneiden und vorzubereiten.

Diese Beschäftigung kann leicht erlernt werden; weshalb es denn auch überflüssig viel mittelmäßige Arbeiterinnen für dieses Fach giebt, geschickte Arbeiterinnen aber doch sehr gesucht sind.

77. Kunststopferei. Zerrissene oder sonst beschädigte Shawls, Umschlagtücher u. dergl. können auf das vollkommenste wieder repa- rirt werden. Es giebt in großen Städten eigene Geschäfte, welche sich damit abgeben, und die wenn auch sehr mühsame Arbeit wird doch wenigstens gut bezahlt. Gelehrt wird diese Kunst gegen ein mäßiges Honorar in besonders hiefür bestimmten Uebungs - Coursen.

Beschäftigung dieser Art ist nicht nur verwandt mit demSpi­tzen ausbessern", sondern oft auch mit demselben verbunden.