Verfertigung künstlicher Blumen.
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verhältnißmaßig leichterer Mühe, als minder gut eingelernte Arbeiterinnen etwas Erkleckliches zu verdienen. — Aber auch nicht jedes Mädchen ist dazu geeignet, diese Beschäftigung erlernen zu können. Daher sollten solche, welche hierin nach einer einjährigen Lehrzeit noch nichts verdienen, diese Arbeit aufgeben und sofort etwas Anderes ergreifen, wenn sie nicht für immer Stümperinnen hierin bleiben und sich vergeblich abquälen wollen, damit ihr Auskommen zu erringen.
In Hamburg bot sich jüngst ein Jndustrielehrer, Namens Stahl (ABC-Straße 50), in den Blättern öffentlich an, Damen, welche sich einige nützliche und interessante Arbeiten anzueignen wünschten, u. A. die Verfertigung französischer Papierblumen gründlich in 4—6 Stunden zu lehren.
In der Fabrikation künstlicher Blumen können die Arbeiterinnen sitzen oder stehen, oder hierin abwechseln. Trotzdem kann diese Beschäftigung eine der Gesundheit sehr nachtheiligc werden, wenn nicht die Arbeitslokale geräumig und gut ventilirt sind. Denn die Ein- athmung von Staub, der von den gefärbten Bestandtheilen, aus denen die Blumen zusammengesetzt werden, herkommt, und in der Luft herumfliegt, ist besonders den Lungen äußerst schädlich. Beim Fertigen kleinerer Blumen wird auch das Gesicht zu sehr angestrengt (s. S. 200). — Zur Vermeidung oder Milderung dieser Nachtheile befolge man die S. 81 u. 150 gegebenen Vorschriften für sitzende Arbeit, dann S. 141 wegen Einathmens von Staub, und S. 200 wegen der Diätetik, die für Erhaltung des Augenlichtes vorgeschrieben ist. — Professor Bock in seinem „Buche vom gesunden und kranken Menschen" schreibt gegen die Gefahren des Staubeinathmens, welche um so gefährlicher sind, je jünger das Individuum ist, Folgendes: Vorsichtsmaßregeln hirgegcn sind Verschließen von Mund und Nase, häufige und starke Besprengungen der Arbeitsräume, öfteres Ausspülen des Mundes, Vermeiden vielen Sprechens, Singens und tiefen Einathmens bei der Arbeit. Der schädlichen Wirkung des Staubes auf die Augen begegnet man durch öftere Waschungen derselben mit lauem Wasser und wenn es nöthig ist, durch Tragen von einfachen Conservationsbrillen. Da auch die Haut vom Staube zu leiden hat, müssen von Zeit zu Zeit warme Bäder mit tüchtigen Abreibungen derselben gebraucht werden.
Die Beschäftigung in der Fabrikation der künstlichen Blumen währt zwar das ganze Jahr hindurch, kann jedoch als Luxusartikel leicht durch schlimme Zeiten in Mitleidenschaft gerathen. Geschickte Arbeiterinnen haben jedenfalls das ganze Jahr hinlänglich zu thun und Verdienst. — Die eigentliche Saison in diesem Geschäfte beginnt mit dem 1. Februar; es gewinnt an und für sich (in Amerika) immer mehr Ausdehnung und bietet Lehrlingen jede Aussicht auf zukünftigen lohnenden und andauernden Erwerb.