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Schmuckfedern.

Schmuckfedern. DaßFedern" die charakteristischen Kennzeichen der Bögel sind, welche dieselben in der Regel einmal im Jahre abwerfen, und die ihnen sowohl zur Bedeckung, als auch zum Fluge dienen, ist Jedermann bekannt. Sie werden hauptsächlich ver­wendet zur Füllung von Betten und Kisten (Bettfedern), zum Schrei­ben (Schreibfedern) , und zum Schmuck (Putz- und Schmuckfedern). Von diesen letzteren soll in gegenwärtigem Artikel ausschließlich die Rede sein.

Die Federn an und für sich betrachtet bestehen aus zwei Haupt- theilen: der Fahne und dem Schaft. Des letzteren vorderer Theil, eine hornartig durchscheinende Röhre, heißt Kiel, die Spule oder Pose mit dem Marke (der Seele). Die größten Federn befinden sich in den Flügeln (Schwungfedern) und im Schwänze (Steucrfcdern) ; kleinere, mit breiter Fahne und schwachem Kiele am ganzen Körper (Decksedern); die allerkleinsten, mit kaum bemerkbarem Kiel und einer außerordentlich feinen wolligen Fahne, unter den Decksedern, dicht auf der Haut (Flaumfedern, Flaumen, Daunen oder Dunen).

Die Federn sehr vieler Vögel sind theils wegen ihrer Größe und zierlichen Form, theils wegen der schönen Farben, welche sie von Natur aus besitzen, oder durch Kunst annehmen, ein Gegenstand des Putzes; nämlich: 1) die Straußfedern, die zu feinerem Putze am gewöhnlichsten gebrauchte Art Feder, theils weiß, theils grau oder schwarz, auch weiß mit schwarzen Flecken (die schwarzen sind oft künstlich gefärbt). 2) Neihcrfedern, die theuersten Schmuckfedern, jetzt aber wenig mehr im Gebrauch, weiß und schwarz. 3) Ma- rabutfedern, äußerst zart und von schöner weißer Farbe. 4) Pa- radiesvogelsedern zu Federbüschen für Damenputz, gehören zu den kostbarsten Arten. 5) Pfauenfedern, werden wenig gebraucht. 6) Geicrfcdern, sowohl in natürlichem, wie in künstlichem Zustande verarbeitet. 7) Hahnen- und Kapaunenfcdern, künstlich gefärbt, häufig zu Federbüschen und geringerem Schmuck verwendet; ebenso 8) Naben-, Fasanen-, Kranich-, Schwanen-, Gänse- und Truthahn- fedcrn. '

Bis in die ältesten Zeiten hinauf finden wir, daß die Federn zum mannigfachsten, oft kostbarsten Schmuck der Kleidung des Man­nes sowohl, als auch der Frau gedient haben. Wie im vorigen Jahrhundert in jeder Hinsicht der Luxus auf das höchste gestiegen war, so waren auch die Schmuckfedern ein integrirender Theil jeder prachtvollen Hoftoilette. Der unglücklichen Königin Maria Antoinette von Frankreich schreibt man zu, die Verwendung von Federn zum Kopfputze angeregt zu haben, indem sie bei einem Hoffeste erschien, mit einem glänzenden Putze zusammengesetzt aus Pfauenfedern, klei­nen Straußenfedern, Perlen und künstlichen Blumen das schöne Haupt geschmückt, welches später so grausam der Guillotine der blutdürsti­gen Schreckensmänncr verfallen mußte. In unserem Jahrhunderte gab es Zeiten, wo die Schmuckfedern mehr und mehr in den Hinter-