Das Putzmacherei- und Modistinncn-Geschäft. 219

welches vor 5 Jahren (1855) in der Kanalstraße zu New Jork das Putzmacherei-Geschäft nur mit 8 25 Betriebskapital begonnen, und nach Ablauf dieser Zeit sich 8 3000 erworben hatte. Damals jedoch ging auch noch sehr viel der Art Waare aus den östlichen Städten nach dem Westen Amerika's; was nun aber aufhört, da sich auch dortselbst allmählig solche Geschäfte etabliren. In der Hauptstraße New Jorks, dem Broadway, sind natürlich die vornehmsten dieser Geschäfte. Die Preise der Waaren sind in denselben sehr hoch; aber auch die Arbeiterinnen erhalten verhältnißmäßig gute Bezahlung. Manche von denselben, wenn sie recht geschickt sind, beziehen bis zu einem Jahrgehalt von K 500, und diejenigen, welche es verstehen, die neuesten Pariser Moden abzusehen und sofort dem amerikanischen Styl anzupassen, oder gar im Stande sind, etwas Neues zu erfin­den, erhalten in manchen der ersten Etablissements wohl ein jährli­ches Salair bis zu K 1000. In den übrigen Straßen New Jorks, sowie insbesondere in der Divisions-Straße, wo ein Putzladen neben dem anderen, sämmtliche von Deutschen gehalten, liegen, müssen die Arbeiterinnen nicht nur für geringeren Lohn, sondern auch des Tags längere Zeit arbeiten; da daselbst die Verkaufsläden zur Nachtszeit, wo die arbeitenden Klassen ausgehen, ihre Einkäufe zu machen, län­ger offen stehen bleiben, als im Broadway, wo die Reichen und Vor­nehmen, denen des Tages über volle freie Zeit zu Gebote steht, die Modcläden zu besuchen, einsprechen. In den ärmeren Theilen der Stadt New Jork, wo die Leute der hohen Miethe wegen in sehr engen Wohnungen zusammengeschachtclt sind und sich deshalb, beson­ders an schönen Abenden, viel vor dem Hause aufhalten, werden auch auf der Straße aller Art Waaren überhaupt, und auch Mode­sachen insbesondere verkauft und gekauft. Denn auch in diesen Quar­tieren der Armuth können die Frauenspersonen den Putz ebenso wenig entbehren, wie die Bewohnerinnen der reicheren Stadttheile der Me- tropolis, und manche unvcrhältnißmäßige Auslage wird auf den­selben verwendet.

.In Paris, wo beiläufig gesagt jährlich nicht weniger als 20,439,370 Frcs. für Hüte und Kopfputz verausgabt werden, beschäftigt eine der größten Firmen dieser Geschäftsbräuche fünfzig Frauenspersonen. Die Lehrlinge in diesem Geschäfte müssen 3 Mo­nat lang lernen, während welcher Zeit sie keinen Lohn erhalten. In Holland sollen männliche Putzmacher nichts Seltenes sein! Aus einem Zeitungsblatte entnimmt die Verfasserin eine Notiz, nach welcher diejenigen, welche nach Mexico kommen, nicht wenig betroffen sind, wenn sie in einen Putzladen schauen und statt der hübschen Putz­macherinnen an 2030 kräftige, schnurrbärtige Mannspersonen da­sitzen sehen, welche Röcke, Hauben aus Mousselin, Hüte und künstliche Blumen verfertigen!

Im Allgemeinen (sagt die Verf. 1860) konnten vor etwa zehn Jahren geschickte Putzmacherinnen zu New Jork recht gut 8 89