222 Das Putzmacherei- und Modistinnen-Geschäft.

ganze Ensemble reizend herstellt. Hundert an und für sich unbe­deutende Dinge und Vortheile muß eine gewandte Putzmacherin erster Klasse kennen, worunter insbesondere eine genaue Unterscheidungs- gabe in Farben und in Schattirungen. Ladendienerinnen müssen außer dem genauen Vertrautsein mit der vorkommenden Waare auch etwas Menschenkenntniß besitzen, behend und artig, und stets bei Laune sich zeigen. Auch werden von ihnen oft die Kenntniß mehrerer Spra­chen verlangt. In Philadelphia ist die Lehrzeit im Putzmachen ebenfalls auf 6 Monate festgestellt; desgleichen auf dem Lande, wenn sie Kost von der Lehrgcberin erhalten. In Poughkeepsie (N. A.) müssen die Lehrlinge, wenn sie nur 6 Monate lang lernen wollen» sich selbst beköstigen; denn es ist daselbst sonst eine Lehrzeit von 14 Jahr üblich, während welcher sie von 7 Vorm. bis 7 Nachm. arbeiten müssen und dafür Kost und Wohnung empfangen.

Das Geschäft ist an und für sich leicht und unterhaltend für fleißige Mädchen, welche sich an das Stillsitzen gewöhnen können. Da, wo sie nur 10 Stunden des Tages zu arbeiten brauchen, bleibt ihnen noch immer für ihre geistige Ausbildung, für Lektüre, Gesell­schaft und Unterhaltung einige Zeit übrig. Nur bilden diese die Minderzahl der Begünstigtcren unter den Arbeiterinnen des Putz­machereigeschäftes. Denn die Rücksichtslosigkeit, mit welcher so viele dieser Arbeitgeberinnen gegen ihre Gehülfinnen verfahren, indem sie selbe zu so langer und harter Arbeit anhalten, ist empörend. Viele der armen weiblichen Wesen tragen in Folge dieser Ueberanstrengung heftige Rückenschmcrzcn und gefährliche Augenleiden davon. Die Fol­gen solcher Ueberarbeitung stellten sich u. A. im Jahre 1839 vermit­telst des Sterberegisters der der I^onOon iUstropoIillm Onion8 an- gehörigen Putzmacherinnen (und Damenkleidermacherinnen) heraus, nach welchem unter 52 Gestorbenen 42 waren, welche nur ein Alter von 25 Jahren erreicht hatten, und durchschnittlich von 33 waren 28 an Lungenkrankheiten gestorben. Freilich verlangen Putzmache­rinnen und Damenkleidcrmacherinnen in England von ihren Arbeite­rinnen eine wo möglich noch längere tägliche Arbeitsdauer, als selbst in Amerika, sagt die Verf. mit Beziehung auf diese statistischen Da­ten. Endlich giebt es in den Putzgeschäften für die Arbeiterinnen noch eine andere gefährliche Klippe. In Folge ihrer Beschäftigung lernen sie nämlich allzu sehr den Putz lieb gewinnen und werden selbst putzsüchtig. Wenn nun die meisten derselben nur so geringen Arbeitslohn verdienen, daß sie damit das Leben kaum fristen kön­nen, - wenn sie vielleicht ganz verlassen, ohne Eltern, Geschwister oder Freunde sind, und endlich noch der Putz- und Gefallsucht ver­fallen, ist es da ein Wunder, daß solch' arme Geschöpfe zuletzt in gewissenlose Hände schlechter Menschen gerathen müssend! Und noch bis jetzt ist wenig oder gar nichts gethan worden, diesen bedauernswerthen Mädchen eine Zuflucht zu gewäh­ren und Rettung zu bieten. Gegen die Folgen einer angestreng-