226 Handel mit Menschen-Haar. Zubereitung desselben. Frisiren.

verschaffen, und würde das sittliche Gefühl und die Moralität derer mehr geschont werden, die aus Armuth ihren Haarschmuck ver­kaufen müssen.

88. Die Zubereitung von Menschen-Haaren. Die um geringen Preis erlangte Waare wird von den Händlern mit bedeu­tendem Nutzen und ohne weitere Vorrichtung an größere Handlungs­häuser verkauft, wo sie gehörig zubereitet, d. h. gefärbt oder gebleicht (durch Citronensaft am Sonnenschein), gekraust und in anderer Art hergerichtet, sortirt und versandt wird.

Die Behandlung des menschlichen Haares bis zu dem Zustande, in welchem es der Friseur und Pcrrückenmachcr verwenden kann, ist sehr hciklich und nur wenige Personen befassen sich damit. Wie viel Zeit und Mühe darauf verwendet wird, kann daraus geschlossen wer­den, daß der Werth des Rohstoffes um 300500 Procent .erhöht wird, bevor er in die Hände der besagten Gewerbsleute gelangt.

Das Vorbereiten der Haare zur Friseur- und Perrückenarbeit ist ebenso wie das Reinigen der rohen Haare und das Ordnen und Sortiren derselben nach Lange, Farbe u. dergl. eine für Mädchen ganz gut sich eignende Beschäftigung.

89. Frrstren (die Haare einer Perrücke oder am Kopfe kunst- mäßig ordnen) ist eine ebenso alte, als weitverbreitete Kunst. Die­ses Geschäft wurde bei den Römern von Frauenspersonen versehen, und in unserer Zeit ist dasselbe der Fall in Paris, in England und im westlichen Afrika. Unter der Regierung Ludwigs XIV. kam es nicht selten vor, daß sogar Damen von Rang und Vermögen den Knebelbart ihrer Günstlinge in Ordnung brachten. So sagt Frau Penny. In der That aber kannte man sowohl bei den alten Griechen, wie bei den alten Römern die Kunst der Haarschmückerei. Besonders die Römerinnen trieben einen unbeschreiblichen Luxus in der Frisur, und unter ihren Sklavinnen waren die Haarschmückerin- nen die vornehmsten, aber auch die geplagtesten. Zu Augustus Zei­ten gab es so viele Arten des Kopfputzes, daß Ovid lieber die Ei­cheln der größten Eiche zählen will, als diese wandelbaren Haar­trachten. Dies mag zum' Nachweise des hohen Alters der Frisir- kunst dienen. In Rücksicht der Allgemeinheit dieser Kunst unter allen Völkern des Erdballs führen wir die Neger West--Afrika's an, welche von allen Reisenden als besonders erfindungsreiche Haarkünstler geschildert werden. Die Frauen flechten dasselbe und befestigen es durch Anwendung von Harzen und wohlriechenden Oelen in allerhand Formen, die nur die sachkundige Hand eines Friseurs analysiren und beschreiben könnte. O. Spam er bringt in seinemNeuen Buche der Erfindungen und Gewerbe" S. 64 u.65 Abbildungen solcher haar- kräuslerischen Kunstwerke, die in der That denjenigen nicht viel nach-