230

Frifiren.

nur für die Wochentage, und für den Sonntag muß dann eigens und verhältnißmäßig mehr bezahlt werden.

Das Friseurgeschäst mit Erfolg zu betreiben, erfordert Uebung und Geschmack, sowie ein artiges und verbindliches Benehmen gegen Kunden. Der Unterricht wird verschieden ertheilt. Es wird 50 Cts. bis S 1 pr. Lection verlangt, wenn die Unterweisung im Geschäfts­lokale ertheilt werden soll. Personen von gewöhnlichen Anlagen er­werben sich in 34 Lektionen die allernothwendigste Fertigkeit, und Selbststudium und fleißiges Einüben muß sie dann weiter bringen. Im Broadway kosten solche Lektionen durchaus S 1, und ebenso viel fordern Frauen, welche, um Unterricht zu ertheilen, zu den Lehrlingen in's Haus kommen. Es giebt auch Lehrerinnen in der Friseurkunst, welche ein für allemal K 10 für die vollständige Unterweisung hierin verlangen. Stubenmädchen in Hotels, Kammermädchen im Pri­vatdienst rc. bilden die Klasse solcher Schülerinnen, um sich we­nigstens so viel Kenntniß und Fertigkeit zu erwerben, daß sie im Stande sind, die gewöhnlichen Friseursdienste leisten zu können. Wenn Schülerinnen recht fleißig sind, mögen sie wohl in ein paar Wochen erlernen, wie man einfach frisirt. Aber im Allgemeinen er­fordert die gründliche Erlernung der Friseurkunst eine Reihe von Jah­ren. Frauenspersonen, welche sich dem Friseurgeschäfte widmen, erhal­ten oft mehrere Monate, ja ein volles Jahr lang keinen Lohn wäh­rend der Lehrzeit. Es sind schon sehr gütige und rücksichtsvolle Lehr- herrcn, wenn sie den Lehrlingen während des ersten Lehrjahres voll­ständigen Board (d. i. Kost, Wohnung und Wäsche) und dazu noch N 4 monatliches Taschengeld geben, welch' letzteres im Verhältnisse ihrer Brauchbarkeit dann von Jahr zu Jahr zu steigen pflegt, bis es das normale Maaß des Lohnes einer ausgelernten Gehilfin erreicht hat. Die Vers. erzählt von einer Frau, welche eine 4jährige Lehr­zeit durchgemacht, aber erst das 3. Jahr K 4 und das 4. Jahr K 5 Wochenlohn erhalten hatte. In manchen Geschäften ist die Lehr­zeit auf 2 Jahre festgestellt. Für Lehrlinge, die ausgelernt haben, ist es in Amerika wenigstens wo der Erwerb ganz freigegeben ist, rathsam, sich in die Bäder und an die besuchtesten Sommeraufent­haltsorte zu begeben, wo oft Mangel an Friseurinnen besteht, und sie sich am besten Kunden und Empfehlungen zu verschaffen ver­mögen.

Von Mitte Juni bis September ist in den großen Städten we­nig, das meiste in den Bädern und an Sommeraufenthaltöorten zu thun. Die meiste Arbeit aber verschafft der Winter. Die Nach­frage nach Friseuren und Friseurinnen wird dann oft so stark, daß Damen, welche zum Abend 8 Uhr für den Opernbesuck) oder 10 Uhr für Gesellschaft ihre Haare geordnet haben wollen, sich schon darein ergeben müssen, daß sie zur Mittagszeit sich frisiren lassen. Es ist daher in diesem Gewerbe für Frauenspersonen, welche nicht vor