Das Strohhut-Nähen.

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Foxboro (Mass.) besteht ein Etablissement, genannt die ,,Union 8tru>v >Vork8", in welchen die darin Beschäftigten hohe Lohne erhalten, bei der Arbeit in gepolsterten Lehnsesseln sitzen, einen literariscbcn Verein bilden und im Lyceum deö Ortes Vorlesungen halten. Unter den 300 Arbeiterinnen dieser Fabrik sind manchmal 75 ehemalige Schullehrerinnen. Der Eigenthümer dieser Anstalt sieht seine Schö­pfung eigentlich nicht als eine Fabrik an und er will auch nicht haben, daß sie eineFabrik" genannt wird. Sie ist auch in der That ein Asyl für alleinstehende Mädchen, in welchem ihnen von einem menschenfreundlichen Manne alle Mittel zur geistigen Aus­bildung geboten sind, die Arbeit Hiebei aber als das angesehen ist, was sie auch sein sollte, als ein Mittel, nicht als ein Zweck zum Leben.

Die Großartigkeit dieses Fabrikationszweiges in Amerika erhellt daraus, daß 1855 nicht weniger, als 6 Mill. Damen- und andere Strohhüte im Staate Massachusetts allein gefertigt wurden, und 10,000 Arbeiterinnen Beschäftigung gab. Der Werth der jähr­lichen Erzeugnisse der Philadelphiaer Strohhut-Manufactur wird auf 6 Mill. Dollars veranschlagt.

Lehrlinge müssen vor Allem mit der Nadel gut umgehen und schnell nähen können. Dann ist ihnen auch etwas mechanisches Ge­schick und ein Begriff der Form nothwendig. Auch erfordert diese Arbeit, wenn sie lohnen soll, einen besonderen Fleiß gleich von An­fang an. Manche Lehrlinge vermögen schon nach wenigen Wochen Uebung einen guten Damenhut zu fertigen. Die meisten aber brauchen freilich längere Zeit. Wenige wird es jedoch geben, welche zu dieser Beschäftigung nicht taugen. Die Lehrlinge erhal­ten eine ihren Leistungen entsprechende Bezahlung. Die Lehrzeit ist in den verschiedenen Geschäften meistens auch eine andere. Ent­weder nimmt man 3 Wochen an, innerhalb welcher Zeit die Lehr­linge so viel Lohn erhalten, daß sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können; oder sie müssen 4 Wochen lernen und erhalten S 2 Wochen- lohn. Eine Owöchentlichc Lehrzeit weiht den Lehrling aber mehr in das Geschäft ein, und erhalten dieselben auch während dieser Zeit die Hälfte dessen, was sie geleistet haben, bezahlt. Das Strohhutgeschäft indessen gründlich kennen zu lernen, erfordert schon eine regelmäßige Lehrzeit von wenigstens einem vollen Zahrc.

Für den Selbstunterricht im Strohhutnähen enthältVictoria", Zahrg. 1863 Nr. 27, eine sehr faßliche Anweisung, und im Stroh- hutrenoviren der Jahrg. 1864 Nr. 9.

Das Strohhutgeschäft hat (in Amerika) zugenommen, mithin ist auch die Aussicht auf die Arbeit gestiegen. In den Neu England Staaten besteht in diesem Geschäfte kein Mangel an Arbeiterinnen. Denn gerade dort werden die Mädchen, wie nirgendwo in den Ver. Staaten, im Allgemeinen zur Arbeit angehalten. Reich oder arm macht dabei keinen Unterschied aus, und die Fabrikbesitzer können bei