250 Strohhüte für Knaben und Männer. Fantasie-Artikel rc.

worfen, aus welchem sie völlig weiß und biegsam hervorgehen. Die Arbeit des Flechtens beginnt von der Mitte des Hutes an und muß an Regentagen vorgenommen werden» weil in trockener Luft die Rippen brücbig werden und sich schwierig behandeln lassen. Es besitzen die Indianer sehr große Gcschicklichkeit, um Flechtwerke von dem höchsten Feinhcitsgrade herzustellen. Die Form dieser Hüte rich­tete sich jedoch nicht nach den europäischen Moden, und man begann deshalb das Material zu eckten Panamahllten oder andere ähnliche Pflanzenfasern in Europa cinzusühren und daselbst verarbeiten zu las­sen. Die aus dem echten Materiale verfertigten Panamahüte zeich­nen sich nicht blos durch eine schöne milde, weiße Farbe aus, welche ihnen durch einfaches Waschen mit Seife immer wieder gegeben wer­den kann, sondern auch weil sie von einer ungcmeinen Widerstands­fähigkeit gegen alle äußeren Einflüsse sind und sich, ohne Brüche zu bekommen, in jede Form zusammendrücken lassen und stets wieder die Herstellung der früheren Form ermöglichen. Diese Hüte aber kosteten früher enorme Preise.

Jetzt werden sog. Panamahüte in Europa geflochten, die 70 bis 80 Procent billiger sind, deren Form gefälliger und mehr für den europäischen Consum berechnet ist.

Hauptplätze dieser, viele Frauenhände beschäftigenden Flechtindu- strie sind: Lothringen und Elsaß in Frankreich und der badische und würtembergische Schwarzwald.

96. Sonstige Arbeiten, Geflechte und Gewebe aus Stroh, oder aus Stroh und Seide, Pferdehaare rc. vermischt. Hierunter versteht man die ganze übrige Fabrikation von Artikeln aus Stroh, welche nicht Kopfbedeckung und die gröberen Arten von Strohgeflechtcn in sich begreift. Sie sind unter BenennungFanta- sieartikcl" Foocls) bekannt und werden großentheils auf Stüh­

len hergestellt. Es giebt wenige Stoffe, welche nicht in der Fabrika­tion derselben verwendet werden. Stroh, Seide, Wolle, Baumwolle, Hanf, Pferdehaare, Glas, Papier sind zu derselben geeignet. Ihr wendet sich sowohl der Fabrikant, als der Arbeiter mit Vorliebe zu, da Ersterer seine Ideen, letzterer seine Fingerfertigkeit dabei verwer­then kann. Durch sie findet jedes arbeitsfähige Alter beider Geschechter Beschäftigung. Die Artikel dieses Gen­res sind aber gleich den Seidenbändern, dem Wechsel der Mode unter­worfen und haben mit denselben gleiche Perioden. Die Produktion ist größtentheils in der Schweiz daheim; wird dann aber auch in England, Sachsen und dem würtembergischcn und badischen Schwarz­wald betrieben. In Dr. v. P oppe'sVolks-Gewerbslehre" ") ist dieser Fabrikationszweig folgendermaßen beschrieben:

*) Neu herausgegeben von Dr. R. Wagner, Stuttgart bei KraiS L H o f fm a n n.