Fantasie-Artikel aus reinem und vermischten Stroh. 251

Bei der aufgelegten und gepreßten Stroharbeit werden die ganzen oder gespaltenen Strohhalme auf Papier, Pappe, Scidenzeug oder Holz geklebt und dann fest darauf gepreßt. Auf diese Art kann man nicht bloß gepreßte Strohhütc verfertigen, son­dern auch Kästchen oder Schatullen, Strohteller, Körbchen, Etuis, Tapeten rc. Jene festeren Stoffe geben die Unterlage oder den Kern ab und mit gravirten Walzen preßt man allerlei scharfe Figuren auf das Stroh. Die leichteste und einfachste aller Stroharbeiten ist das Aneinanderreihen der Strohhalme mit Fäden; sie wird vorzüglich zu Strohdeckcn, Strohtellern, Strohmatten u. s. w. ange­wendet. Man nimmt dazu starke, meist gefärbte, auch wohl mit ge­spaltenen Halmen iiberwickclte Strohhalme, legt sie reihenweise und in verschiedenen Mustern neben und übereinander und heftet sie, nach dem Muster, mit starkem Zwirn zusammen.

Durch Weben bildet man zuweilen große Strohplatten, welche gehörig geschnitten, zu Hüten u. s. w. verarbeitet werden können. Man macht sie entweder glatt, nämlich aus einer Kette von leichter Seide mit dicht aneinander liegendem Einschlage von gespaltenem Stroh; oder fa^onnirt, in sehr vielen Abwechslungen. Was das Farben des Strohes betrifft, so kocht man es erst bündelweise in einer Alaunauflösung und zieht es dann durch irgend eine Farben- brühe. (Zu blau wendet man eine Auflösung von Indigo in Schwefelsäure oder Berlinerblau an, zu gelb Curcumä, Safran oder Krenzbecren, zu goldgelb Sandelholz, zu purpurroth Fernambukholz oder Cochenille, zu schwarz Campechehol; und Eisenvitriol oder chromsaures Kali, zu grün eine Grünspanauf­lösung u. s. w.). Je weißer das zu färbende Stroh ist, desto leben­diger und schöner werden die Farben.

Die gröbsten Geflechte aus Stroh sind diejenigen, woraus die Bienenkörbe, die Schüsseln zum Brodteige, die Strohscfsel u. dergl. gefertigt werden. Eigentlich ist hier die ganze Waare als Ein Geflecht zu betrachten, weil sie nicht aus einzelnen mit einander ver­bundenen Geflechten, sondern aus zusammengeflochtenen groben Hal­men oder dicken Strohschnüren besteht."

Nach dem amtlichen Berichte der Zollvereinsstaaten über die letzte Industrieausstellung zu London werden die Artikel dieser Stroh- slecht-Jndustrie in 3 Klassen eingetheilt.

1) Gewebe von Stroh und Seide rc. Bis zum Anfang der zwanziger Jahre wurden in der Schweiz nur Strohgeflechte ge­fertigt. In diesen Jahren wurde die Weberei mit Seidenzetteln eingeführt und bis in die dreißiger Jahre nur einfache breite Ge­webe verfertigt. Das verwendete Material bestand bis dahin nur in Stroh und Seide. Zu dieser Zeit wurden Pferdehaar und Manilla- hanf in die Fabrikation eingeführt, und derselben dadurch wieder ein neuer Aufschwung gegeben. Zur Anfertigung dieser Artikel wird