Pelzwcrk- und Pelzwaaren-Handel.

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Zur Erlangung von gründlicher Waarenkenntniß in dem Ver- kaufSgeschäfte von Pelzwerk halten wir besonders die Schilde­rung der Bezugsquellen dieses Artikels ersprießlich, wie dieselben O. Spamer'sNeuestes Buch der Erfindungen u. s. w., S. 291, bringt. ES heißt dort unter Anderm:

Bei denjenigen deutschen und außerdeutschen Jagden, bei wel­chen nicht blos die Jagdlust Hauptveranlaffung ist, sondern der Er­lös aus der Beute zum vorwiegenden Beweggrund wird, spielt die Erwerbung des Pelz Werks eine hervorragende Nolle. Die Rauch- waarenhä'ndler theilen die Pelze zunächst in edlere und gemeine, ohne daß sie sich zur weiteren Classificirung derselben, wie bei der Beurthei­lung der Schaffließe, wissenschaftlicher Principien und Methoden be­dienen. Bekanntlich unterscheidet man aber an den Pelzen die kür­zeren Grundhaare von den längeren, meist auch härteren Contur- haaren und verlangt von dem edleren Pelzwcrk, daß die Haare lang, fein und weich sind, dabei einen lebhaften Glanz haben und sich beim Streichen nach allen Seiten hin gleichmäßig legen.

Es sind besonders zwei Ländergebiete der Erde, in denen Pelz­gewinnung durch den Jäger in ausgedehntem Maaße stattfindet: das nördliche asiatische Rußland (Sibirien) und die nördlichen Gebiete Nordamerika's (die Hudsonsbailänder).

Unter dem russischen Pelzwerk nimmt der Zobel die erste Stelle ein. Das Thier gehört bekanntlich zum Mardergeschlccht und variirt je nach den Landschaften, dem Alter, der Jahreszeit und den Individuen mehrfach in der Färbung. Die vorherrschende Färbung ist braunschwarz und schwarz, bei den Silberzobeln erscheinen die Grannenhaare glänzend weiß, beim Goldzobel haben sie Goldglanz. Am geschätztesten sind diejenigen Zobel, welche in's Bläuliche spielen, und wird von ihnen das Stück mit mehr als 100 Rubeln (120 Thalern) bezahlt. Zobelpclze sind ein Monopol der russischen Krone. Viele der halbwilden Völkerschaften Sibiriens haben Zobelpelze als Steuern zu entrichten, und nicht wenige der dorthin Verbannten müssen ebenfalls jährlich eine Anzahl Thiere erlegen und deren Bälge abliefern. Durch die fortwährende Verfolgung sind aber die ohne­dies sparsam vorhandenen und scheuen Zobel in den besuchteren Land­schaften sehr selten geworden, und es muß ihnen immer in entleg­neren Distrikten nachgegangen werden. Wie bei allen Thieren, die des Pelzes wegen erlegt werden, muß der Jäger aber suchen, solche Verwundungen zu vermeiden, durch die der Balg ernstlich beschädigt werden könnte. Von den Verwandten des Zobels war ehedem mehr als jetzt das Hermelin sehr gesucht, besonders der weiche mit schwarzer Schwanzspitze versehene Winterpelz. Als unechter Her­melin gehen noch die russischen Schneewiesel, die auch Laschitz oder Laski genannt werden, und in Deutschland werden weiße Kaninchen dazu benutzt. Die letzteren spielen überhaupt im Pelzhandel eine große Rolle. Die silberfarbenen und braunen sind sehr gesucht, und