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Pelzwerk- und Pelzwaaren-Handel.

in Deutschland allein kommen jährlich gegen 250,000 Dutzend in den Handel. Von sibirischem Rauchwerk werden Eichhörnchenbälge jährlich in großen Mengen verführt. Der Winterpelz, der eine an­genehme silbergraue Färbung hat, geht unter dem Namen Feh oder Grauwerk. Von JcniseiSk, Jrkuzk, Jakuzk und Saccammenoy aus kommt jährlich eine Unzahl nach Europa, und allein in der Umgegend von Leipzig (Weißenfels, Naumburg) werden gegen anderthalb Mil­lionen Stück zubereitet, um dann nach Frankreich, Italien und Ame­rika verführt zu werden. Es kommen auch Sorten von schwarzer und weißer Farbe vor. Der Schweif der ersteren wird als Zobel­schwanz verkauft; die letzteren, die meist aus Kamschatka stammen, stehen ziemlich hoch im Preise. Die Grannenhaare der Eichhörnchen, sowie der Dachse, Marder u. s. w. finden auch zu feinen Malerpin­seln Verwendung. Das bunte Eichhörnchen ist weniger geschätzt; mehr dagegen jenes in der Berberei, das wegen seiner hübschen Zeichnung Livree-Eichhörnchen genannt wird. Der Balg des sibirischen Iltis, auch als Kolonok-, Kaiinka- oder Kulonki-Fell im Handel, ist weniger hochgehalten, geschätzt dagegen um so mehr jener vom russischen Edelmarder. Das Fell des nordischen Vielfraßes ist schön gefärbt und glänzend, gilt aber, da es grobhaarig ist, nur als ordinäres Pelzwerk. In dieselbe Kategorie fallen auch die Pelze der Wölfe und Bären.

Die weiten Länderstrecken Nordamerika's von Labrador und der Hudsonsbai an bis zum Stillen Ocean, von Canada bis zum nördlichen Eismeer, sind fast noch ausschließlicher Jagdgrund. Hier nährten sich von Alters her die Jndianerhorden vom Ertrage ihres Bogens und lauschten den verschiedenen Wildsorten Sitten und Ge­wohnheiten ab, um dieselben bei der Jagd zu berücksichtigen. Schon im Jahre l670 hatte eine Anzahl Engländer eine Handelsgesellschaft gebildet, um die Pelze der Hudsonsbailänder aufzukaufen. Sie er­wirkten von Karl ll. ein Privilegium über jenes Gebiet, das Eng­land als das seine betrachtet. Es ist dies ein Ländercomplex von 125,000 deutschen Quadratmeilen, also zwanzigmal größer als Groß­britannien. Das Interesse dafür stieg bedeutend, als Cook's Expe­dition an der Westseite Amerika's die kostbaren Seeotterfelle antraf und zugleich auch andere geschätzte Pelze für Kleinigkeiten erwarb, die sich in dem nahegelegenen China mit ungeheuren Procenten ver­werthen ließen. Eine geraume Zeit hindurch zogen sich abenteuer­lustige und verwegene Gesellen aller Nationen nach den Jagdgebie­ten und stellten Fallen für Bieder, Füchse und Bisamratten, schös­sen Rothwild und Bären, Luchse und Wölfe und lieferten mit ihren abentheuerreichen Zügen den Pelzhändlern jährlich eben so bedeutende Quantitäten frischer Waare, wie den Novellisten Stoss zu Romanen. Gelegentlich geriethen sie mit den eingeborenen rothen Jägern in blu­tige Conflicte, andere wiederum verwilderten völlig und ließen sich unter den Indianern häuslich nieder. Im Jahr 1783 entstand die