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Die Kürschnerei.

gäu, Tyrol und Hannover üblichen Weiberhauben aus gefärbten ame­rikanischen Otterfellen haben in den letzten Jahren sehr abgenommen. In Bezug auf den Pelzverbrauch in den höheren Ständen ist zu be­merken, daß derselbe seit einigen Jahren in beständiger Zunahme sich befindet, und demgemäß der Preis der Waare auch sehr beträchtlich zugenommen hat. Artikel für Damen sind: russische Zobel, Herme­linfeh, amerikanischer Zobel, Nörz, Bisam rc.; einheimische Baum- oder Edelmarder; auch französisch gefärbte Kanin für billige Waare. Für Herrcnkleider, nämlich Pelzröcke, werden amerikanische Biber, Nörzc und Bisam, dann einheimische Marder und Iltis, endlich auch Astrachan, Perser, Ukrainer, Krimmer Schaf- und Lammfelle gern verwendet. Reisepelzc für Männer werden mit Katzen, Biber, Schup­pen, Skunks, für Damen mit Hamster, weißem Kanin, Feh- und Fuchswammen gefüttert.

Die Verbesserungen im Geschäftsbetrieb sind in neuester Zeit nicht unbedeutend. Nicht nur hat man in der Zubereitung der ver­schiedenen inländischen Wild- und Lammfelle, sowie der amerikani­schen Fette (Bisam, Biber u. s. w.) große Fortschritte darin erzielt, daß man das Leder dünner und geschmeidiger zu machen und die Felle von ihrem natürlichen Fette, Schmutz und Geruch besser zu be­freien versteht, sondern man hat auch in der Färberei eine bedeuten­dere Vollkommenheit erreicht. Man färbt Astrachan, Perser, Ukrai­ner, Krimmer, sowie alle anderen Schaf- und Lammfelle in der schönsten blauschwarzen Farbe (besonders'diger L Qarch in Leipzig, Laver Schuster in München rc.); auch die Färbung von Bisam, Marder und Zobel, wie sie besonders in Leipzig, Berlin und Köln ausgeführt wird, steht weder der englischen noch der französi­schen nach.

Als die bedeutendsten Pelzmanufacturen und Kürschnereien des Zollvereins sind in dem Berichte über die letzte Londoner Ausstellung namentlich aufgezählt: in Berlin Mischelet, Zeitz, Koenig; in Mün­chen Simmet, Iahn, Schuster, Wassermann; in Leipzig Rödiger L Quarch; in Dresden Schmidt; in Stuttgart Haag; in Karlsruhe C. Lachnitt; in Frankfurt a. M. Robeder. Indessen befinden sich in allen größeren Städten des Zollvereins wohlrenom- mirte Kürschnereien.

Was Oesterreich betrifft, so ist dort nur in den östlichen Lan­destheilen der Gebrauch von Pelzwerk als männliches Kleidungsstück von größerer Ausdehnung; wogegen in den westlichen Kronländern das Pelzwerk durch starke Streichgarngewebe fast völlig verdrängt und nur zu Rcisepelzen verwendet wird. Die Verarbeitung der Pelze geschieht in Oesterreich durchaus durch die Kürschnerei als Klein­gewerbe.

Was endlich die Ausführung feiner Pelzkleider und die täuschende Nachahmung aller Gattungen von Pelzwerk anlangt, sind die Fran­zosen unbestritten voran. In Größe des Geschäftes jedoch, in der