Die Kürschnerei. Nähen von Pelzwerk.

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Bedeutung des Handels und in der soliden Zubereitung der Thierselle dürften Rußland, Deutschland und vorzüglich England den Vorrang behaupten.

W. Nähen von Pelzwerk. Die Wilden verstehen diese Kunst recht gut, z. B. die Kalifornier wissen bunte Vogclscdern dickt aneinander zu nähen, so daß die verschiedenen Farben in Mustern übereinander zu liegen kommen, und aus solcke Weise eine Art Feder- pelz bilden, der auf beiden Seiten ein gleiches Aussehen hat. Auch die Abiponen, ein Stamm der Pampasindianer, verarbeiten Vogel- federn nach dieser Methode zu sehr artigen Pelzmosaiken, wie sie auch ohne eigentliche Gerbung die Felle zuzurichten verstehen trotz unserer Kürschner. Sie nähen die Pelzstücke so aneinander an, daß selbst das scharfsichtigste Auge daran keine Fuge wahrzunehmen vermag. Die Hirtenvölker finden wir fast überall in Thierfelle und Pelze ge­kleidet, und sind Beinkleider, Ober- und Unterkleider, sowie Mützen stets aus Fellen und Pelzen kunstvoll zusammengenäht.

Zur Verfertigung von Pelzen werden die einzelnen Felle so aus­gesucht, daß sie in Farbe und Güte übereinstimmen. Den Kopf und gefärbten Bauch schneidet man ab, und dann zeilt man die Pelze, d. h. man näht sie einzeln so zusammen, daß eine Zeile oder Reihe von Fellen entsteht, welche durch die ganze Weite eines Pelzes geht. Die unterste Zeile ist, der Form des Pelzes gemäß, die weiteste; nach oben zu werden sie immer schmäler. Auch diese einzelnen Zei­len näht der Kürschner zusammen; er schneidet sie dann nach dem Obertheile zu und näht sie an die Naht des Zeuges. Zu dem Ausschlage oder der Verbrämung nimmt man immer die besten Felle, meistens feinhaarige Felle von kleinen Thieren. Durch Zusammen­nähen vieler kleiner Felle wird aber auch oft ein ganzes, nicht selten ein großes Kleidungsstück gebildet.

Die Verarbeitung des Pelzwcrkes hat demnach sehr viel Aehn- lichkeit mit der Verrichtung des Schneiders, indem der Kürschner gerade so, wie jener, sein Material nach dem Maaße zuschneidet und zusammennäht, um ein und dasselbe Kleidungsstück zu verfertigen. Pelzwerk wird meistens überwendlich zusammengenäht und muß dafür gesorgt werden, daß das Haar einen gleichen Strich habe, wobei oft durchstückeln" nachgeholfen werden muß. Zugeschnitten wird mit dem Messer; denn die Schecrc würde zu viel Haare verletzen. Zu den Erzeugnissen des Kürschners gehören: Pelze, Wildschuren, Mützen, Boas, Muffe, Handschuhe, einzelne Verbrämungen, Jagd­taschen u. s. w. Pelzwerk wendet man auch an zu Teppichen, Bettdecken, Koffern und Taschenüberzügen, Pferdedecken u. dergl. Eine besonders für den Kürschner einträgliche Waare sind die Pelz- handschuhe, gefüttert mit Flanell oder einer geringeren Pelzgattung und für Reisen, zum Kutschircn rc. im Winter geeignet. Denn dieselben werden gewöhnlich von Abfällen gemacht. Die Nähterei