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Die Tapeten-Fabrikation.

In 23 Monaten hat sich eine fleißige Person die nöthige Fertig­keit erworben, um mittelst dieser Beschäftigung ihren Lebensunterhalt erwerben zu können.

Indessen macht das Aufrollen von Tapeten oft die Finger wund, da biebei die Spitzen derselben sehr angestrengt werden. Manche Arbeite­rinnen müssen diese Beschäftigung sogar deshalb wieder aufgeben, während bei anderen die Haut hart und eben dadurch zu dieser Arbeit geeigneter wird. Im klebrigen wäre diese Verrichtung nicht unge­sund. Anders verhält es sich mit den» Coloriren oder solchen Be­schäftigungen in diesem Fache, wobei die Arbeiterinnen mit Farben umzugehen haben. Hier kommen oft ernstliche Unpäßlicheren in Folge der Materialien vor, welche unter dieselben gemischt werden, und manche Arbeiterinnen müssen aus solchem Anlaß ihre Beschäftigung wenigstens wechseln.

l)r. Neclam empfiehlt für alle Vergiftungen durch Metall (Blei, Arsenik rc.) als wichtigstes Gegenmittel die reine Luft. Dann wäre den Arbeitern Ausspülen des Mundes vor und nach jeder Mahl­zeit anzurathcn; wird aber von denselben ebensowenig befolgt, als sie den Genuß von Speisen in den Arbcitslocalen vermeiden, selbst wenn sie es können. Sorgfältige Hautpflege durch Baden und Waschun­gen des ganzen Körpers, Bewegung in freier Luft, kräftige Nahrung, Vermeiden jeder Ausschweifung und Aussetzen der Arbeit beim ersten Erscheinen der Vergiftung sind unbedingt nothwendig. Dr. Bock räth den Arbeitern, welche mit Farben rc. umzugehen haben, an, vor Allem sich mit der Schädlichkeit gewisser Farben bekannt zu machen, um sich vor Vergiftung sichern zu können, und er beschreibt in seinem schon mehrfach erwähntenBuche vom gesunden und kranken Men­schen" (Seite 397) diese schädlichen Farben. Dann giebt er als Vorsichtsmaßregeln an: Fortwährende Reinigung der Luft der Werk­stätten mittelst Ventilatoren und Zugöfen, sowie durch fleißiges Oeff- nen der Fenster und Thüren; öfteres Ausspülen des Mundes, Putzen der Zähne, Waschen der Hände, zumal vor dem Essen, was nie­mals in derWerkstatt genossen werden darf; Tragen von Schwammen, die mit einer schwachen Schwefelsäurelösung getränkt sind, vor Mund und Nase. Außerdem ist die größte Reinlichkeit (fleißiges Baden) und leichtverdauliche, nahrhafte und gehörig fette Kost zu empfehlen. Bei der Behandlung von Arsenikfarben soll man den Mund oft mit einer Auflösung von Eisenorydhydrat (das beste Gegengift gegen Arsenik) ausspülen und auch die Haut (der Hände) damit benetzen.

In der Tapetenfabrikation giebt es das ganze Jahr über Ar­beit, ausgenommen eine Woche im Sommer und eine im Winter, und wenn die Maschinerie etwa reparirt werden muß. Im Winter ist am meisten zu thun, da dann die Tapeten für den Frühlingsver­kauf fabrieirt werden. In vielen Tapetenfabriken ist die Arbeit be­sonders bei warmem Wetter pressant. Im Allgemeinen wird die