Die Tapeten-Fabrikation. Gewobene Tapeten, Gobelins rc. 277

Beschäftigung in diesem Industriezweige aber, wie schon erwähnt, nur wenige Wochen im Jahre unterbrochen.

102. Gewobene Tapeten, Gobelins rc. Solche Tapeten sind Gestechte oder Gewebe zur Bedeckung der Wände rc. und waren schon in alten Zeiten gebräuchlich. Ursprünglich waren die Tapeten Bastgestechte; doch sind auch die ledernen und leinenen, mit Gold verzierten, sehr alten Ursprungs. So ist Wände und Pfeiler der Kirchen mit kostbaren Teppichtapeten zu behängen und zu schmücken ein Brauch, der sich aus alter Zeit und aus dem Oriente her datirt, und sich bis zur Zeltwohnung der Morgenländer zurückführen laßt, wo solche Teppiche die inneren Räume des Zeltes nach Erfordernis abtheilten. Schon im Jahre 800 nach Christus besaßen christliche Kirchen solche Teppiche zur Ausschmückung. Die Anwendung gewirk­ter oder mit der Nadel kunstreich gearbeiteter Teppich-Tapeten ist also unzweifelhaft vom höchsten Alter, und erhielt sich immer fort­dauernd als reiche Pracht für Palastgemä'cher, durch die mittleren Zeiten bis in's 17. Jahrhundert. Besonders bürgerte sich ein höherer und farbenprächtiger Lurus im Abendlande in Folge der Be­rührungen mit dem Oriente in den Kreuzzügen ein. Wahrscheinlich fanden die Frauen der Kreuzritter für die von dort mitgebrachten köstlichen Shawls und Teppiche die nächste passende Verwendung gerade darin, daß sie damit'ihre Zimmer ausstasfirten. Seitdem haben die Großen und Reichen immer auf schöne Wandteppiche viel gehalten. Für diesen Bedarf arbeitete aber früher hauptsächlich der Weber; denn der Stoff zu den Wandbekleidungen bestand meistens in seidenen und halbseidenen großgemusterten Damasten. Auch Ta­peten von feinem gepreßten Leder, solche mit Stickereien, Goldverzie- rungen u. s. w. kamen vor. Bisweilen wurden auch ganze bild­liche Darstellungen in lebhaften Farben eingewebt. Die größten Ma­ler, z. B. Raphael, Rubens u. A. zeichneten Cartons für Teppich­weberei, die damals vorzüglich in den Niederlanden, namentlich in Arras (daher Arazzi) betrieben wurde.

Wie schon gesagt, scheint die Kunst dieser Teppichweberei ihren Ursprung im Morgenlande zu haben, und Pergamus, Tyrus, Sydon und Babylon besaßen herrliche Teppiche, die oft mit Gold und Sil­ber durchwirkt waren. Schon im 8. Jahrhunderte war die Kunst dieser Teppichweberei bekannt und ei n e Beschä ftigung der vor­nehmsten Damen; denn der noch vorhandene Teppich von Bayeux, auf dem die Eroberung Englands durch die Normannen dargestellt ist, wurde zu jener Zeit von der Königin Mathilde und ihren Hof­damen gewirkt.

Im 14. und 15. Jahrhundert finden wir diese Teppichweberei in Brüssel und ArraS handwerksmäßig betrieben, und von dort kam sie auch nach Deutschland, wo in Schwabach die erste derartige Werk­stätte war. Nun zerfiel diese Art der Weberei in zwei Theile, näm-