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Gewobene Tapeten, Gobelins rc.

lich in die niederländische Art, wo die Kette wagerecht liegt, und in die deutsche, wo sie senkrecht steht. Jene nennt man tiefschäftige (Basselisse), diese hochschaftige (Hautelisse) Arbeit. Die meisten Fa­briken machen tiefschäftige Arbeit, nur in Paris und Petersburg wird hochsckäftig gearbeitet.

Bon Flandern kam die Tapetenwirkerei auch nach Frankreich. Im Jahre 1440, vielleicht auch erst unter Franz I., zog Gilles Gobelin, ein geschickter Schönfärber von Rheims, nach Paris, welcher in der Folge die Grundlage zu der so berühmten Manufak­tur der Teppichtapeten legte, die ihm zu Ehren den NamenGobe­lins" erhielten. Dieses Etablissement ging später, unter Ludwig XlV. i. I. 1667 in Folge der Bestrebungen Colberts, des berühmten Finanzministers und eifrigen Beförderers der Industrie, in die Hände des Staates über, und Lebrnn, der erste Maler des Königs, machte die Cartons (so nennt man die Vorlegblätter, nach denen der Weber arbeitet) für dasselbe. Die Weberei hatte in der Herstellung dieser Niederländischen Tapeten" oderGobelins" die höchste Stufe der Kunst erreicht, indem in denselben die herrlichsten Gemälde der Na­tur treu dargestellt sind. Durch Feinheit in der Zeichnung (in Land­schaften, Portraits, historischen Scenen u. s. w.) und durch Farben- reichthum boten sie fast allen Effect von Gemälden. Schon im 17. Jahrhundert hatten diese Gewebe einen hohen Ruf erlangt, und ihren Werth suchte man noch dadurch zu erhöhen, daß man sie gar nicht in den Handel brachte. Die Gobelins blieben vielmehr lange Zeit zur ausschließlichen Verfügung für den Hof, als Schmuck der könig­lichen Zimmer, oder zu Geschenken an auswärtige Monarchen, fürst­liche Personen, Gesandte rc.

Später entstand eine andere Fabrik in Frankreich, welche Tep­piche und Tapeten verfertigte, die unter dem NamenTupisseries cko In suvonnieie" bekannt waren, und noch eine andere Art französischer Tapeten, von weit wohlfeilerer Gattung, waren die, welche manBergamo" nannte, und die zu Rouen und Elbeuf aus verschiedenen Stoffen verfertigt wurden, wie aus Baumwolle, Wolle, Kuh- und Ziegenhaaren, wobei die Kette gewöhnlich Hanf war. Auch in England und den Niederlanden (zu Brügge, Brüssel, Tour- nay rc.) verfertigte man dergleichen.

Der Kostspieligkeit wegen ist man, trotz dem so entschieden sich kundgebenden Hange für alte Sitte, auch nicht wieder auf den Ge­schmack an gewirkten Tapeten L Iri Kauteli886 (hochschäftig) verfallen. Eben darum, weil besonders in Paris, das doch sonst sein geschicht­liches Material kritisch und romantisch zu verarbeiten weiß, dieser Gedanke noch nicht auftauchte, der Geschmack noch nicht ausgebeutet ist, hätte meinte Wieck'sGew. Ztg." von 1843 die Frage Interesse:Ob es nicht möglich wäre, diese flandrischen Kunftgewebe auf deutschen Boden wieder zum Erblühen zu bringen?" Diesen wirklich edlen Zimmerschmuck einzuführen,