Teppichfabrikation.

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Die Verzierungskunst wurde auch auf diesen nützlichen Artikel schon früh angewandt. Die persischen Tapeten, von welchen die griechischen Historiker berichten, waren eine Art Tepp i ch und ebenso das babylonische Gewand, welches bei der Eroberung von Kanaan die Begierden des unglückseligen Achan reizte.

Aus den Reisen Hackhupts geht hervor, daß die Teppiche zu­erst aus der Türkei und Egypten nach dem westlichen Europa kamen. Die Benennung0nr>)el8" (das englische Wort fürTeppiche") ist eine Verstümmelung von ,,6uiiieu8 lu>)68" oder Fußdecken von Kairo. Unseren Vorfahren schienen diese Decken zu kostbar, um sie auf den Fußboden zu legen. Nach dem, was Ben Johnson darüber sagt, sind sie damals vorzüglich als Tischdecken gebraucht und beson­ders eine Art derselben eingeführt worden, die jetzt noch in den Ba- zars von Cairo sehr häufig zu treffen ist, klein und ungefähr von der Größe der sog. Sophadecken undBet - Teppiche" heißen, weil die Muselmänner sich, wenn sie ihre gottesdienstlichen Betübungen vornehmen, darauf hinstrecken. Obwohl nun auch größere Teppiche in Persien fabririrt wurden, so lagen sie doch nicht zum beständigen Gebrauche auf dem Boden, sondern wurden, wie dies auch jetzt noch der Fall ist, nur zum Empfange von Gästen ausgebreitet, welche sich darauf niederließen. Darin liegt ein zweiter Unterschied in der An­wendung der Teppiche; wir beschmutzen sie immer, nicht nur bis­weilen; denn wir haben sie zum Daraufgehen und nicht zum Darauf- fitzen.

Ein Aufsatz imBazar", Nr. 33, 1861, sagt, daß nach der Niederlage der Sarazenen durch Karl Martel im Jahre 726 sich einige Flüchtlinge dieses Volkes in Frankreich niedergelassen und die bereits damals im Oriente sehr verbreitete Kunst des Teppichwebens dort eingeführt haben sollen. Von Franzosen selbst fanden die ersten Versuche im neunten Jahrhundert statt, und von diesem Zeit­punkte an kann man den Fortschritten dieser Kunst in Frankreich fol­gen, die bald einer raschen Vollendung entgegenging und sich wesent­lich von der sarazenischen unterschied; obgleich man lange Zeit alle derartigen Teppiche sarazenische Gewebe nannte. Das Colorit wurde mannigfacher, die Fantasie gewann freien Spielraum, und es war endlich nicht mehr der Stoff, sondern die Farbenpracht, wodurch das Kunstwerk bedingt wurde. Eines der ältesten Meisterwerke der fran­zösischen Teppichfabrikation wurde, wie im Alterthume, von fürstlichen Frauen angefertigt. Die Königin Mathilde und ihre Hofdamen vollendeten (wie schon S. 277 erwähnt) im Jahr 1066 einen Tep­pich von 240 Fuß Länge, auf welchem die Eroberung Englands dar­gestellt war. Unter Franz I. hatte sich schon ein eigenes Gcwerk der Teppichweber gebildet, und zu Fontainebleau wurde die erste kön. Teppichmanufactur errichtet. Der k. Schatz lieferte das Material und besoldete die Arbeiter. Vorzüglich war ein Teppich bewundert, welcher den Triumphzug des Scipio darstellte. Während der Ne-