Teppichfabrikation.

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Frauen sind Hiebei verschiedene Verrichtungen angewiesen. Frauen­arbeit ist wohlfeiler, und Frauenspersonen verrichten dieselbe oft bes­ser als Männer, die im Allgemeinen (in Amerika) nicht gern in ge­schlossenen Räumen arbeiten wollen, außer sie werden sehr gut bezahlt. Frauenspersonen Pflegen besonders zum Garnwinden, einer für sie ganz gut passenden Beschäftigung, genommen zu werden.

In einer Teppichfabrik zu New Jork, welche Jngrain- (d. i. in der Wolle gefärbte), Velvet- (Sammet-), Brüsseler Tapestrp- (hoch- kettige) u. s. w. Teppiche fabricirt, sind 500600 Frauenspersonen mit Krempeln, Spinnen, Spulen, Weben und Leitung der Maschine­rie beschäftigt, welche hier Anwendung findet. Sie arbeiten 11 Stunden des Tages und verdienen je nach der Verrichtung, die ihnen obliegt und je nach ihren Fähigkeiten, 50 Cts. bis K 1 pr. Tag. Drei Viertel derselben werden pr. Stück bezahlt. Der Comfort und die Löhnung der Arbeiterinnen in diesem Etablissement soll durch­schnittlich besser, als bei irgend einer anderen Beschäftigung sein. Es ist ihnen die Benutzung freier Abendschulen, öffentlicher Bibliotheken, Vorlesungen und der Kirchenbesuch geboten. Die Mehrzahl derselben lebt in Privat-, der Rest in Boardinghäusern, in welch' letzterem Falle die Bequemlichkeit u. dergl. allerdings von der Höhe des Wochengel­des abhängt, das sie für Kost und Logis zu zahlen im Stande sind.

In einer Teppichfabrik zu Wentham (Mass.) sind 8 Frauens­personen beschäftigt, Garn zu winden; sie arbeiten 10 Stunden pr. Tag, werden pr. Stück bezahlt und verdienen durchschnittlich K 14 pr. Monat (zahlen nur K 1. 50 wöchentlich für guten Boarding). In einer andern Teppichsabrik zu Lowell (Mass.) besorgen Frauen­zimmer ausschließlich das Weben und verdienen hiermit durchschnitt­lich K 3. 50 bis S 4 pr. Woche. Auch weitere 30 sind beschäftigt, die Knoten und Schleifen an den Sammettcppichen abzuscheeren. Die Teppichfabrik von Bigelow in Clinton (Mass.) hat einen Saal in einer ununterbrochenen Ausdehnung von ungefähr 2 Acker großen Flächenraumes, bedeckt mit Webestühlen, an denen Frauens­personen arbeiten und Teppichwaaren jeder Qualität und in großen Quantitäten anfertigen.

Irgend einen Theil des Teppichwebergeschäftes überhaupt und zwar in möglichst kurzer Zeit zu erlernen, hängt von der natürlichen Anlage und der Neigung der Lehrlinge zu solcher Arbeit ab. Manche kommen freilich auch nie dazu, aus dem Geschäfte besonderen Gewinn zu ziehen. Der Lohn, welchen Lehrlinge erhalten, hängt von ihren Fortschritten ab. Garnwinden lernt sich in einigen Wochen und erhalten Lehrlinge bisweilen während der Lehrzeit Bezahlung.

Die Beschäftigung ist nicht ungesund; nur beim Garnwinden ist das beständige Stillesitzen ein übler Umstand.

In der Teppichfabrikation und namentlich mit Garnwinden giebt es das ganze Jahr hindurch Beschäftigung, und die Aussicht auf beständige Arbeit und Vermehrung der Arbeitsgelegenheit ist gut.