Verfertigung türkischer Teppiche, der Wollmosaik-Teppiche. 293

Man imitirt auch nun bereits diese türkischen Teppiche bei uns, zahlt sie zu den sammtartigen und benennt sie geknüpfte oder Sa- vonnerie - Teppiche. In die senkrecht stehende Kette aus gezwirntem Kammgarn oder starken Leinenfäden werden die den Flor bildenden farbigen, starke Wollensäden nach Maßgabe der Patrone in der gan­zen Breite der Kette einzeln angeknüpft und mit eisernen Klammern festgeschlagen, worauf ein die Kette leinwandartig verbindender Schuß­faden eingetragen und mit der Lade*) angeschlagen wird. Die Faden- enden jeder Schlinge werden mit scharfem Messer verschnitten, und die fertigen Teppiche dann geputzt und geschoren.

Die Fabrikation solcher Teppiche war auf der letzten Londoner Ausstellung vertreten durch Gevers är Schmidt in Görlitz und Schmiedeberg, sowie durch Theo. Kühn L Co. in Cottbus. Die zu dieser Fabrikation nöthigen Garne werden im Inlande hinreichend hergestellt, und da bei derselben die billige Handarbeit (durch Frauen) eine bedeutende Rolle spielt, läßt sich erwarten, daß dieselbe noch mehr sich ausdehnen und auch im Auslande Anerken­nung und Absatz finden wird.

106. Die Verfertigung der Wollmosaikteppiche. Solche 'Teppiche, und zwar sehr schöne, wurden bereits 1843 in Deutschland (Berlin) fabricirt. Dieselben werden aus den Abschnitzeln verschie­denfarbiger Wollfäden zusammengesetzt, die etwa H Zoll weit aus der Ebene des Teppichs senkrecht hervorstehen und deren vorderen Enden das Muster oder Gemälde bilden, wahrend die Hinteren Enden mittelst einer Kautschukauflösung auf einem Zeuge ausgeklebt sind. Die Zubereitung solcher Mosaikteppiche ist jedenfalls eine sehr sub­tile, für Frauenhände geeignete Verrichtung.

Die Muster zu diesen Stoffen sind gewöhnliche Stickmuster, welche in jeder Größe, selbst auch in sehr großen Stücken, vorkom­men oder angefertigt werden können. Junge Mädchen, welche aus­schließlich mit Sticken beschäftigt werden, und denen diese Arbeit mit der Zeit sehr schnell von der Hand geht, arbeiten nach. diesen Mu­stern, und kann auf diese Weise selbst das größte Tableau, z. B. einer Schlacht rc., von mehreren Mädchen zugleich in Arbeit genommen, binnen mehreren Wochen fertig werden. Wird nun eine lange und sehr feine Wolle, auch feiner Stramin oder Drahtgaze gewählt, ferner das Garn so stark in die Nadel genommen, als es die Qua-

*) Kette bezeichnet in der Weberei die Gesammtheit derjenigen Fäden, welche parallel mit einander nach der Lange des Stoffes liegen und durch den Einschuß zu einem. Gewebe verbunden werden. Einschuß (-Faden) ist der­jenige, welcher dann mit dem vorigen rechtwinklich verflochten wird. Die Lade endlich ist der Theil des Webestuhles, mittelst welchen ein Faden des Einschusses um den anderen auf den Kettenfäden dicht aneinander geschoben und geschlagen werden.