296
Wachs- oder Oeltuch-Fabrikation.
Weise ausgefüllt ist, nehme man eine Scheere von hinreichender Größe und scheere die Oberfläche gleichmäßig ab.
109. Wachs- oder Oeltuch-Fabrikation. — Wachs- oder Oeltuch heißen die mit einem wasserdichten Ueberzuge versehenen Gewebe, welch' letzterer aber jetzt in der Regel kein Wachs enthält, sondern aus Leinölfirniß oder Kautschuk- und Guttapercha-Auflösung besteht. Man unterscheidet je nach dem Gewebe, das Hiebei den Grund bildet, Wachstuch, Wachstaffet, Wachsleinwand, Wachsbarchent und hat auch Wachstuchpapier. Der deckende Firniß wird zur Verzierung entweder aufgemalt oder nach Art des Kattundruckes (siehe in einem späteren Artikel) mit Preßformen gedruckt. — Das Wachsoder Oeltuch benutzt man bei uns zunächst zur Bedeckung von Treppen und Hausfluren; leichter gearbeitetes deckt man über Möbel, wie z. B. die Tischdecken. In Amerika benutzt man es schon in ausgedehnterem Maaße und versieht im Sommer die Küche und das Fa- milienzimmer damit, da es kühl macht, schön aussieht, leicht gereinigt werden kann, und, wenn von guter Qualität, eine sehr dauerhafte Bedeckung des Bodens ist.
Die Verfertigung des Wachs- oder Oeltuches kam von Amerika aus eigentlich nach England und wurde von den Franzosen zuerst in einiger Ausdehnung betrieben. Das „London Mech. Magaz." beschreibt dessen Fabrikation, wie sie in der Fabrik der Herren Crocket in London vor sich geht, in welcher 200 Personen beschäftigt sind, die täglich 15,000 s^Iards hievon produciren, in folgender Weise. Es wird nämlich ungebleichtes Baumwollenzeug hiezu verwendet und mit einer öligen Mischung überzogen. Das Tuch kommt erst vom Calandcr (Walzen- oder Cylinder - Mange), und wenn es geglättet ist, wird es in Stücke von 12 Jards geschnitten, worauf die beiden Enden einer jeden Länge auf der Nähmaschine zusammengenäht werden. Hierauf geschieht mittelst Maschinerie die Verbindung des Tuches mit der öligen Mischung, und wird das Tuch endlich zum Trocknen aufgehängt. Die einzelnen Stücke kommen dann wieder zu Maschinen, an denen die Herrichtung geschieht, und wenn sie die Grundfarbe erhalten haben, gelangen sie in den sog. Kunstsaal, wo sie mit Gold, mit farbigen Mustern, mit Blumenborden u. dergl. verziert werden. Schließlich wird die fertige Waare aufgerollt, gestempelt und etikettirt.
Die Näharbeit an der Maschine versehen hierin jedenfalls Frauenspersonen, und es scheint, daß auch einige andere Verrichtungen, wie nach dem Trocknen das Abtrennen der einzelnen Stücke, beim Vergolden und Bordiren," Verpacken und Etikettiren, ihnen zugewiesen ist, oder doch zugewiesen werden könnte. — Wie wir in dem Artikel über „Verfertigung von wasserdichten Kleidungsstücken" (Seite 144) gesehen haben, werden in Amerika auch Frauenspersonen in der Herstellung des Wachs- oder Oeltuchstoffes selbst beschäftigt.