Wachs- oder Oeltuch-Fabrikation. Matten-Berfertigung. 297

In Deutschland wird die Wachstuchfabrikation in ziemlich aus­gedehntem Maaße betrieben, besonders in Leipzig, Berlin, Frank­furt a. M., Offenbach und Wien (die Wiener Fabrikanten wasser­dichter Stoffe sind bereits Seite 145 aufgezählt). Die Art und Weise der Fabrikation, wie sie in Deutschland betrieben wird und in O. Spamer'sNeuestem Buche der Erfindungen und Gewerbe" beschrieben ist, scheint so umständlich zu sein, daß wohl schwerlich hierin Frauenarbeit Anwendung findet. Nur bei derjenigen Branche der Fabrikation, in welcher zur Herstellung der Muster ein eigentli­cher Druck nicht stattfindet, und die in jüngster Zeit besonders ge­pflegt und vervollkommnet wird, können Frauenspersonen offenbar eine passende Beschäftigung finden. Denn da, wo wegen der Zähig­keit der Farbe der Druck unmöglich ist, geschieht die Ausführung mit dem Pinsel. Muster von Marmor z. B. werden mit freier Hand gearbeitet. Pinsel, Schwämme, Bäuschchen von Wollenzeug u. s. w. sind hier die Mittel, durch deren geschickte Handhabung die Farben in die gewünschte Ordnung gebracht werden, theils so, daß sie auf dem Grund aufgetupft, theils auch, indem eine Farbe in gleichmäßi­ger Lage aufgestochen und durch Tupfen zum Theil wieder abgeho­ben wird.

In Betreff des Einflusses einer solchen Beschäftigung auf die Gesundheit wird das Betreffende in der Abtheilung Xll. bei den Maler-, Anstreicher- und Lackirergeschäften ausführlich gesagt werden.

Was die Ausdehnung des Geschäftes und die damit verbundene Erwerbsgelegenheit betrifft, so scheint der Wachstuchfabrikation durch die in Amerika ausgekommene Ledertuchfabrikation eine gefährliche Con- currenz zu erwachsen und ihre Vermehrung zu hemmen.

Auf der letzten Londoner Ausstellung excellirten die Erzeugnisse der sächsischen Wachstuchfabrikation wegen ihrer Schönheit und Bil­ligkeit. Eben so zeichneten sich die Firmen Burchard L Söhne in Berlin, Wäntig, Quast, Röller L Huste, Schuchmann in Leipzig und Schaefer in Chemnitz aus.

110. Matten-Verfertigung. In Amerika werden die Mat­ten, welche man vor die Thüren legt u. s. w., aus Seegras, Wälsch- kornhülsen, gesponnener Wolle, Manilla-Hanf, CocoSnußfasern rc. angefertigt.

Zn der Regel werden in der Mattenverfertigung selbst keine Frauenspersonen beschäftigt, angeblich, weil es für sie eine zu mühe­volle Arbeit sein soll. Die Männer, welche Hiebei in Arbeit stehen, verdienen oft S 14 pr. Woche, und Knaben, welche ihnen dabei hel­fen, K 1. 50 bis K 3. Ausnahmsweise werden jedoch von Frauen Matten aus Bandweiden, Binsen oder Stroh gefertigt und großen- theils auch wieder von ihnen verhausirt. Die hauptsächlichste Be­schäftigung für Mädchen in der Mattenverfertigung ist, daß sie das Material zur Verarbeitung Herrichten, indem sie dasselbe, wie z. B.