Möbelfabrikation.

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etwas schwerfällig, ja fast plump, und der Geschmack läßt in der Regel viel daran zu wünschen übrig.

Der italienischen meist durch kunstvolle Verzierungen sich aus­zeichnenden Möbel erwähnen wir hier blos, weil an denselben am öftesten Anwendung von Mosaik-Arbeiten vorkommt, denen wir jedoch an einer anderen Stelle ausführlicher gedenken wollen.

Was nun die Möbelfabrikation in Deutschland anbelangt, so haben wir ihre Hauptstätten schon benannt. Nur Eines bleibt bei vielen Möbelfabrikanten noch zu überwinden; nämlich die über­haupt auch bei vielen anderen Gewerbetreibenden noch herrschende Meinung, so billig als nur irgend möglich, wenn auch dabei noch so oberflächlich, produciren zu sollen, was aber doch gerade von größtem Nachtheile ist. Giebt man ein Muster, so fragt der Meister leider nicht danach, wie man es bes­ser und schöner machen, sondern stets, was man davon weglassen, welch' billigeren Stoff man dazu verwenden, wie man überhaupt die Sache wohlfeiler geben könne? Auf der letzten Londoner Ausstellung waren aus dem Zollverein folgende renommirte deutsche Möbelfabrikanten vertreten: Der Hoftapezierer und Möbel­fabrikant Haslinger L Co. aus Baden; die Schreinermeister E. Baldauf und I. Adelhard in Nürnberg; H. Iaquet in Frank­furt a. M.; W. Kunstmann in Mainz; L. Lövinson in Ber­lin; I. Unger in Erfurt; Kienle L C o. in Stuttgart; endlich Werner L Piglhein in Hamburg. Bemerkenswerth ist u. A. der Stand, welchen das Schreiner-gewerbe in Fürth (Bayern) ein­nimmt. Dasselbe zählt dort nicht weniger als 180 Meister; von diesen beschäftigen sich 56 mit Fertigung großer Nahmen (meist für Spiegel), 15 mit kleinen Rahmen, 20 mit fertigen Schatullen jeder Art, 10 mit Futter für die großen Rahmenspiegel, 9 mit Schub- ladenspiegel, 9 mit Feldspiegelrahmen, 8 mit Galanteriearbeiten, darunter Dreh-, Schwung- und Toilettenspiegel, 12 mit Kisten für den Fürther und Nürnberger Handel, und 18 mit Möbel schrei­neren

In Oesterreich sind die Hanptsitze der Möbeltischlerei Wien, Prag und Pesth. In derselben zeichnen sich aus F. V. Mann- stein mit zerlegbaren Möbeln, die bei mäßigem Preis beson­ders für den Fall des Umzuges den besonderen Vorzug leichter Trans- Portabilität besitzen. Und dann haben die Möbel von geboge­nem Holze von den Gebrüdern Thonet sich Anerkennung ver­schafft. Auf Grund eines ausschließlichen k. k. Privilegiums began­nen dieselben im Jahre l850 mit der Fabrikation von Möbeln aus gebogenem Holze, welche durch ihre Neuheit, außerordentliche Leichtig­keit, verbunden mit der größten Stärke, bald ein gesuchter Artikel wurden. Sie lassen sich auch leicht verpacken, weil sie zerlegbar sind. 800 Personen sind in den 2 Fabriken zu Koritscha und Bistritz mit ihrer Verfertigung beschäftigt und produciren jährl. ca. 70,000 Stühle.