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Möbelfabrikation.

Noch müssen wir anführen, daß die Kunsttischlerei sich zur Ausschmückung feiner Möbel verschiedener Mittel bedient, wie vor Allem der eingelegten Arbeit und des Schnitzwerks. Die Kunst der eingelegten Holzarbeit war schon im Mittelalter, namentlich in Italien, in einer Vollkommenheit zur Ausbildung ge­diehen, wie sie spater lange nicht mehr erreicht wurde. Die noch vorhandenen alten Kunstwerke dieser Art geben Zeugniß von dem eisernen Fleiße und der unbegreiflichen Ausdauer ihrer Verfcrtiger. Heut zu Tage, wo die Kunst in neuer Blüthe steht, ist durch die Vervollkommnung der Werkzeuge und die Fortschritte in der Behand­lung der Stosse die Arbeit viel -leichter geworden. Die Franzosen stehen in der eingelegten Arbeit obenan; die Deutschen in der Schnitzerei (wovon noch später die Rede sein wird). Die geschick­testen Pariser Einlcgckünstler sind aber gerade Deutsche. Der Deutsche Buhl war es auch, der in Paris die sogenannte Boule- Arbeit, die Mitverwendnng von Metallen, Perlmutter rc. zu den Einlagen erfand.

Gerade in dieser letztgenannten Branche der Möbelfabrikation glauben wir daß auch der Frauenarbeit eine passende Thätig­keit eingeräumt werden könnte.

Für alle Diejenigen, welche in der Möbeltischlerei und mit Möbeln zu thun haben, empfehlen wir zum Studium geschmackvoller und künst­lerischer Formen und Muster ausdrücklich und angelegentlich die von Engelhorn in Stuttgart begründeteG ew e r b sh a l le" (jetzt her­ausgegeben von Pros. W. Bäum er und Julius Schnorr). Diese Zeitschrift ist einzig und allein in ihrer Art und selbst für Laien höchst interessant. Damen aber, die etwa in einiger Beziehung zur Möbelfabrikation oder zum Möbelhandcl stehen und im Zeichnen ge­übt sind, würden es vielleicht im Entwerfen neuer Formen oder hüb­scher und kunstreicher Verzierungen, also in der Musterzeichnerei für das Möbelfach zu etwas bringen können. In der behaglichen Ein­richtung einer Wohnung übertrifft man selten den Sinn der Frau; denn die Häuslichkeit ist ja ihr Gebiet. Und deßhalb glauben wir auch, daß gerade die Musterzeichner ei für Kunsttischle­rei der weiblichen Arbeit eine naheliegendeNeue Bahn" eröffnen dürfte, auf der sich geschickte Zeichnerinnen einen lohnenden Erwerb erringen könnten.

115. An- und Verkauf von gebrauchten Möbeln. Die Verf. fand in New Jork, daß Frauen größtentheils den Verkauf gebrauchter Möbel in offenen Läden betrieben, während die Männer die Auctionen besuchten oder sonst den Ankauf von Möbeln und deren Mieder-auffrischung und Wiederherstellung besorgten, oder wohl gar in Werkstätten arbeiteten und ganz ihren hiemit in keiner Beziehung stehenden Geschäften nachgingen, ihren Frauen den Handel mit diesen Gegenständen sammt allen damit in Verbindung stehenden