Das Dekorationsgeschäft.

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stellern ein billiges Honorar zu bedingen. Das Publikum würde Hiebei besonders gut fahren, da die Hauseinrichtung nicht ein aus verschiedenen Geschmacksrichtungen zusammengewürfeltes Ding werden könnte, sondern ein von Einer Idee hergestelltes harmonisches Gan­zes werden müßte, über welchem dann ein häuslicher und einladender Geist ruhen und dem Comfort und der Behaglichkeit ungemein ge­dient werden würde. Ein solches Dekorationsgeschäft, wo es dem feineren weiblichen Sinne überlassen bliebe, nicht nur Festsäle und Besuchssalons, sondern auch das Familien- und Schlafzimmer, ja sogar die Küche und die Speisekammer, alles ebenso einfach wie hübsch und praktisch einzurichten und auszustatten, im eigentlichen Sinne auszuzieren und den Bewohnern behaglich zu machen, würde für Frauen gewiß einen schönen und lohnenden Kreis ihrer Thätig­keit geben, welcher voller Interesse und Anregung für sie sein müßte, und den sie sich, da er in dieser Weise noch nicht vorhanden ist, selbst praktisch ausbilden könnten.

Es ist bekannt, daß Hausfrauen die Ausmöblirung von Woh­nungen besser verstehen, als Männer. Denn es reicht nicht hin, daß man große, geräumige, prächtig tapezierte Zimmer und kostbare Mö­bel, Gemälde und Schmucksachen darin habe; die Sachen müssen auch mit einander harmoniern und zu einander stimmen, wie die Bewohner selbst. Dies ist aber nur möglich, wenn es Eine einzige erfahrene Hand ist, die darin schafft, wenn es Ein einziger Geist ist, der Alles harmonisch anordnet, und wenn es der für das Häus­liche so ausgebildete weibliche Sinn ist, dem dies übergeben wird. Der Vortheil des Publikums ist aber hiebei mehrfach, da dasselbe durch solche Vermittlung, die für jedes Ding feste Preise stehe« hat, an Geld erspart, und nicht den vielen Verdrießlichkeiten ausgesetzt ist, welche die Einrichtung einer Haushaltung jetzt noch mit sich bringt. Wer möchte lieber nicht mit Einer freundlichen, eifrigen und erfah­renen Frau zu thun haben, die Alles besorgt und vermittelt, als mit einer Legion von Handwerks-, Handels- und Geschäftsleuten herum- handeln, mahnen, anordnen, sich ärgern, und noch zu alledem für das viele Geld, für die vielen Verdrießlichkeiten endlich entweder gar nicht, oder nicht recht verstanden worden zu sein und doch das Ge­gentheil von dem erhalten zu müssen, was man gewünscht hat.

Wir empfehlen Damen, welche die hier gegebene Idee zu einer neuen nützlichen Thätigkeit aufgreifen wollen, vor Allem das Stu­dium von Engelhorns schon erwähnterGewerbehalle"; dann unter Anderem Dr. Beta's Aufsatz:Die Schönheit im Zimmer" (Vic­toria" 1865, S. 94),Wahl und Zusammenstellung des Ameuble- ments" imBazar" von 1861, S. 290 und insbesondere die Artikel imBazar" von 1864, S. 279, 294 und 315 über die Stickerei­arbeiten, welche zur Ausschmückung von Wohnräumen verfertigt und von deren Reichhaltigkeit und Schönheit ein Besuch des Tapisserie- Manufactur-Geschäftes von H. Koenig in Berlin (Jägerstraße 23)