Ackerbau.

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allgemein anerkannte Bedürfniß des menschlichen Gemüthes, Glück­liche um sich zu haben, um selbst glücklich sein zu können.

Wie weit es in Amerika thätige Farmer in der Wohlhabenheit bringen können, beweist Jakob Strawn in Illinois, der sich deu Namen eines Ricsenfarmers erworben hat. Er kam arm in diesen Staat, und jetzt nennt er 30,000 Acker sein Eigenthum, beschäftigt ZOO300 Personen und hält 50006000 Stück Rindvieh. Und solche Beispiele stehen drüben nicht vereinzelt da. Indessen darf sich auch Europa eines Mannes rühmen, der Landwirth ist, dessen Streben aber noch höher geht, als blos auf einen ausgedehnten Land­besitz und auf die Beschäftigung von ein paar Hundert Menschen. Wir meinen Herrn Friedrich Werther in Ofen. Derselbe be­treibt nicht blos die Feldwirthschaft rationell, insbesondere unter Versuchen zur Acclimatisirung ausländischer nützlicher Gewächse für Handel und Gewerbe; sondern er ist überdies auch zugleich Besitzer mehrerer bedeutender industrieller Etabliffemens. Er betreibt eine Ma­schinenfabrik, eine großartige Kunstdampfmühle, das erste Privat- unternehmen der Art in Ungarn; eine Graupenfabrik, die einzige in Ungarn, liefert 12 Sorten; eine ausgezeichnete Spiritusbren- nerci mit Preßhefenfabrikation; eine umfangreiche Dampfbrodbäckerei mit etwa 200 Verkauföplätzen in Ofen und Pesth; sowie endlich eine Malz-Badeanstalt. Ist das nicht ebenfalls ein Riesen-Land- wirth und Industrieller zugleich, vor dessen segensreicher Thätigkeit man mehr Achtung haben muß, als vor jener der Dreyse's und Krupp's, von denen in unseren Tagen so viel Wesens ist, und die nur dem barbarischen Kriege, dem Zerstörer der Wohlfahrt der Völ­ker, dienen? Und die Schweiz, wenn von der Landwirthschaft die Rede ist, kann sie zwar nicht förmlich als ein ackerbautreibendes Land in die Reihe sich stellen. Bemerkenswerth ist aber, daß es die Landwirthschaft (als Nebenarbeit) ist, welche der in den Bergen be­triebenen Hausindustrie des fleißigen biederen Schweizervolkcs einen sichern Rückhalt bietet. Und daß es dort Bauern giebt, die nicht blos mit den Fäusten, sondern auch mit dem Hirne arbeiten, beweist die Bemerkung, die einst gelegentlich ein Schweizer Landmann machte. Ich füttere mein Land, ehe es hungrig wird; ich laß es ausruhen, ehe es ermüdet ist, und ich befreie es vom Unkraut, ehe es zu spat ist," sagte er.

Die Löhne für ländliche Arbeiter stellen sich in Amerika jetzt folgendermaßen: Der durchschnittliche Lohnbetrag für weiße Ar­beiter beläust sich auf § 28 pr. Monat, ohne Beköstigung, oder K 15. 50 mit Beköstigung. Freigelassene Farbige verdienen dagegen K 16 ohne und K 9. 75 nebst Beköstigung. In Kalifornien, wo in­dessen auch alles Andere viel theurer ist, steht der Lohn der Farm­arbeiter auf K 45; in Massachusetts auf K 38. In den östlichen Staaten rechnet man als durchschnittlichen Lohnsatz K 33. 30; in den mittleren Staaten S 30. 10; in den westlichen Staaten K 28. 90,

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