330

Viehzucht.

ja unerträglicher werden und am Ende in unausbleibliches Uebel aus­arten. Die Erkenntniß der Arbeit, die richtige Lei­tung und Förderung der Frauenarbeit, das ist nothwendig, was unsere Zeit als Heilmittel gegen die herrschenden ungerechten, wie ungleichen Verhältnisse, die Folgen der Herzlosigkeit, Hab- und Vergnügungssucht, verlangt, und was gegen die moralische Fäulniß wehrt, welche uns von der Fremde her anzustecken droht. Und um dieses Mittel kennen zu lernen, sollte sich kein noch so zarter Fuß scheuen, in die Räume der Arbeit herniederzusteigen, und dort zu lernen. Es scheue sich die Leserin sogar nicht, mit uns der Stallmagd" unsere Beachtung und Achtung zu schenken. Denn auch sie, die treue Pflegerin unserer unentbehrlichsten Hausthiere, ist ein nützliches Glied der Gesellschaft, und ohne ihre treuen Dienste würde das bequeme Dämchen, das vielleicht unser Buch aus Abscheu vor dem Stallgeruche auf die Seite wirft, nicht die wohlschmeckende Sahne in ihrem Morgenkaffee trinken, die saftige Butter genießen, und müßte sich, wahrlich! bei Tische mit gar kargen und trockenen Bröcklein begnügen.

Keine Arbeit bringt Unehre oder sollte über die Achsel angese­hen werden. Der große Friedrich verschmähte es sogar nicht, den Lumpensammlern Anweisung zur Auslese der für die Papierfabrika­tion bestimmten Leinenabfälle und Schnitzel zu geben. Und wir sahen selbst eine schöne junge Gräfin, wie sie an dem von der Alpe heim­kehrenden bekränzten Viehe ihre große Freude bezeigte und ihre kleine feine Hand bewillkommnend nicht nur in die breite Arbeitspatsche des Schweizers, sondern auch in die rauhen Hände der Sennerinen legte, und sich um das glückliche und frohe Wiederheimkehren von Mensch und Vieh so herzlich wie aufrichtig freute. Und warum nicht? Giebt es wohl etwas Anziehenderes, Unterhaltenderes, Nützlicheres und Lehrreicheres auf dem Lande, als die Beobachtung und die Pflege der Thiere? Man macht in manchen großen Städten so viel Wesens von denZoologischen Gärten", in denen man Raubthiere mit so großen Kosten unterhält, welche hinreichend wären, um Hunderte von bedürftigen Familien gut ernähren zu können. Nun, reiche Leute mögen sich dies Vergnügen allenfalls gönnen. Wir aber wür­den unbedingt den zoologischen Garten und seine Einwohner vor­ziehen, den irgend ein ländliches Heimwesen uns böte, und wüßten dann, unsere Aufmerksamkeit Thieren geschenkt zu haben, denen wir für den Nutzen, welchen sie uns stiften, auch erkenntlich sein sollen, und die uns, wie Pferde, Kühe, Schaafe, Ziegen, Lämmer, Geflü­gel u. s. w. dafür auch mit rührender Dankbarkeit anhänglich werden.

Man unterscheidet in der Landwirthschaft Nutz- und Arbeits­vieh und man vermehrt dasselbe nicht nur, sondern züchtet und ver­edelt es hicbei auch. Der Frauenarbeit ist hauptsächlich die Pflege desselben und die Fütterung übertragen, aber auch, wie z. B.