Viehzucht. 331

bei den Kühen, ihre Benutzung, das Melken; beim Geflügel, dessen Züchtung und Veredlung.

Unter Arbeits - und Zugvieh begreift man in der Regel nur Pferde und Ochsen (Stiere), obgleich auch Esel, Kühe, Ziegen und Hunde hier und da angespannt werden, einen Wagen oder sonst ein landwirthschaftliches Instrument in Bewegung zu setzen.

Schon mehr zu den Nutzthieren zählt das Rindvieh, eine Haupt­stütze des Ackerbaues, und als Hausthier von ungemeinem Nutzen, indem es uns mit Milch, Butter und Käse versorgt, mit seinem Fleisch in verschiedenen Gestalten unsere Tafel bereichert, dessen Brühe auch den Kranken stärkt und kräftigt. Seine Haut liefert uns verschiedene Sorten Leder, und die Abfalle desselben, im Ver­eine mit Sehnen und Knorpeln, dienen zur Verfertigung des Leimes. Seine Haare werden in Rußland zu einem eigenen Tuche (Woilok) verfilzt, und die Hörner verwendet der Drechsler zu zahlreichen, so­wohl nützlichen, als niedlichen Dingen. Mit dem Ochsenschwanze kalkt der Weißgerber seine Felle; das Blut dient zur Reinigung des Zuckers, zum Schäumen des Salzes und ist ein treffliches Düng- mittel. Die Klauen werden, ausgeraspelt, zum Härten des Eisens verwendet; der Talg dient als Seife der Reinlichkeit und als Licht der Beleuchtung; der Magen befördert das Gerinnen der Milch; die Blasen werden zu Ballons und Beuteln verwandelt; die Därme be­herbergen die Würste und werden zu Goldschlägerhäutchen benützt; ja selbst die Galle brauchen die Maler, Apotheker und Fleckenreiniger zu ihren Zwecken. Welch' ein nützliches Thier das Rindvieh ist! welchem man mit Unrecht das Epithetondumm" geben will, und das vielmehr manchen Menschen beschämt, der unnütz auf der Welt ist und anderen Leuten nur in der Sonne steht. Als fernere Nutzthiere erwähnen wir das Schaf, dessen Vlies wir ja unsere warme Bekleidung verdanken; ferner die Ziege, die hauptsächlich mit ihrer Milch zur Nahrung und mit ihren Haaren der (Maler-) Kunst dient; dann das Schwein, das zwar für den Ackerbau von geringer Wichtigkeit, aber wegen seiner Eigenschaft, viele Abfälle der Wirthschaft zu verwerthen und in Fleisch zu verwandeln, von bedeu­tendem Werthe ist; endlich das Kaninchen, dessen Fleisch, Fell und Haare gut zu verbrauchen sind. Dann kommt das Feder­vieh, die zahlreichen und lebhaften Unterthanen des weiblichen Regimentes, das für den Landwirth deswegen von besonde­rem Werthe ist, weil seine Unterhaltung sich, wenigstens zum Theil, in den mancherlei Abgängen nebenbei findet, der Absatz seiner leicht gewonnenen Produkte aber eine nicht zu verachtende Einnahmequelle abgiebt.

Wir haben schon einmal angedeutet, welche Revolution die er­leichterten Verkehrsmittel unserer Zeit auch dem Ackerbau bringt, in welchem dem alten, gedankenlosen Schlendrian endlich einmal der Garaus gemacht und der Bauer gezwungen wird, zu denken, was