Viehzucht.

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folgender Weise. Bei kaltem Wetter sorge ich dafür, daß mein Vieh gesundes Futter und soviel davon hat, als es vollständig auffrißt. Ich sehe zu, daß darin Abwechslung herrsche auch Heu verschie­dener Art, Haferstroh, Wälschkorn, Wurzelfrüchte und Getreide, ge­kocht und ungekocht. Milchkühe, Mastvieh, Arbeitsvieh, Alles gedeiht am besten und fühlt sich am behaglichsten bei Abwechslung. Natür­lich versäume ich nickt, ihm bequemes Obdach zu geben. Ich habe gute Diehställe und Schoppen und trockene, gut mit Unterstreu ver­sehene Höfe. Die Erfahrung belehrte mich, daß Vieh fast zweimal so viel Futter frißt, wenn es nickt gehörig gegen den Wind und die Kälte geschützt wird. Allein selbst abgesehen vom materiellen Nutzen, wünsche ich, daß meine Familie, sei sie mit Vernunft begabt oder nicht, sich glücklich fühle. Darum sorge ich auch für gute Quartiere. Ebenso halte ich auf gute Getränke für mein Vieh. Ich muthe demselben nicht zu, eine weite Strecke durch Schmutz und Schnee zu einem Bache zu waten. Ich habe in einer reinen Ecke des Hofes einen Wasserbehälter angelegt; daraus fließt Wasser in einen großen Ständer und das überfließende gelangt in einen reinen Trog, so daß eine ziemliche Anzahl Vieh getränkt werden kann. Mein Vieh erhält alle Woche einmal Salz regelmäßig, das ganze Jahr hindurch. Uebcr- dies gehe ich oft in den Stall, um meine Thiere zu besuchen. Und im Sommer gehe ich selten auf die Weide hinaus, ohne einige Hände voll Hafer oder dergleichen einzustecken, um dies dem ersten Pferde oder der ersten Kuh, die mir entgegen kommt, zu geben; und ich darf immer darauf rechnen, daß einige der Thiere im Schnellschritt mir entgegen laufen. Sie schaaren sich um mich her, sobald ich auf ihrem Gebiete erscheine. Und wenn ich nach dem Stalle gehe, um ein Pferd oder ein Joch Ochsen einzuschirren, bringe ich einen süßen Apfel mit in den Stall, oder sonst Etwas, was die armen Geschöpfe gerne fressen. Ich spreche freundlich mit ihnen, schmeichle und streichle sie. Das könnt ihr mir glauben, auf diese Weise werden sie auch freundlich und gutwillig, und sind natürlich und anhänglich. Nur ein Thor oder ein hartherziger Mann wird Zweifel darein setzen, daß eine solche Behandlung gerade ihm selbst zu Gute kommen muß. Denn wenn ich auf solche Weise mit einem Pferde und Ochsen um­gehe, so thun sie auch Alles, was ich von ihnen verlange. Wenn sie an der Arbeit sind, so gebe ich ihnen zu verstehen, daß sie sich daran halten müssen, und sie thun dies auch. Ich strenge sie jedoch nie übermäßig an und weiß, wie weit ich gehen darf, um ihnen nicht mehr zuzumuthen, als sie zu leisten vermögen. Auch strenge ich sie nicht zu lange auf einmal und nacheinander an. Auf diese Weise gewinnen sie Vertrauen zu mir, werden nie widerspenstig und arbei­ten gerne."

Bei einer vernünftigen Pflege deS Viehes kommt vor Allem zu berücksichtigen, daß man ihnen einen geeigneten Aufenthalt (gesunde Ställe) anweise, frische Luft und Licht zulasse, und an Wärme, Rein-