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Viehzucht.

lichkeit und gutem Futter nichts mangeln lasse. Pflanzen und Thiere bedürfen Licht zu ihrem Gedeihen, und nur unwissende Leute und solche, deren Beweggründe nicht die reinsten sind, stecken arme Thiere in dumpfe, lichtlose, enge Ställe, die dann gewöhnlich auch die schmutzigsten sind. Es ist aber eine Grausamkeit gegen das Thier, es sowohl des Lichtes, wie der Reinlichkeit zu berauben. Wenn es nö­thig ist, die Ställe zu verdunkeln, um die Thiere vor den quälenden Fliegen .zu schützen oder in der Mast ihre Ruhe und Trägheit zu befördern, so kann man dies ja leicht durch Verhängung der Fenster erzwecken. Neben Licht und Reinlichkeit müssen die Ställe im Win­ter auch warm sein. Große Sprünge im Fußboden, zerbrochene Fenster strafen sich an dem Eigenthümer vernachlässigter Ställe, aber gerade damit, daß vor Allem das arme Vieh darunter leiden muß. Doch wird es meistens gar nicht verstanden, wie diesem Bedürfnisse zu entsprechen ist. Kurzsichtige Menschen verstopfen, um es ihrem Vieh recht warm zu machen, Thür und Fenster und lassen ja keine frische Luft hinzu. Sie übersehen, welche faulen Ablagerungen be­ständig auf dem Boden des Stalles gemacht werden, und was für böse, stechende Gerüche beständig dort aufsteigen in den Mund, die Nasenlöcher und Augen der armen Thiere, und welchen sie nicht ent­gehen können. Wenn man nur bedenken wollte, besonders wenn man die Viehställe des Morgens öffnet, was es mit dem erstickenden Dunste, der die Luft erfüllt, für ein Bewandniß habe, so würde man bald eine andere Ansicht über die Sache und Einsicht erhalten. Ja, und wenn nicht, dann sollte man solche hart begreifenden Leute wahrhaftig selbst einmal 24 Stunden lang in einem solchen Stalle anbinden. Ihr Ekel, ihre brennenden Augen, ihre entzündeten Lun­gen würden sie dann sicherlich eines Besseren belehren und ihnen zu verstehen geben, daß auf solche Weise das Vieh, dessen Sinne und Sinnesorgane doch ganz ähnlich denen des Menschen angelegt sind, unmögleich gedeihen, gesund bleiben, arbeiten und seinem Eigenthü­mer Nutzen bringen könne. Die Ställe sollen außer der pünktlich­sten Reinlichkeit im Sommer und Winter gelüftet werden. Es soll die unreine Luft hinausgeleitet, die reine zugeführt werden. Im Sommer ist dies leicht; im Winter muß dies jedoch vorsichtig und durch allmählige Oeffnung der Fenster geschehen. Nur dürfen die Thiere Hiebei nicht von der Zugluft berührt werden. Die Rein­lichkeit wird in Stallen besonders befördert, wenn man den Boden täglich mit Gyps oder Sägespähnen bestreut, um den flüssigen Dün­ger und die faulen Gerüche aufzusaugen.

Jeder Ackerbauer und Viehzüchter sollte die Viehställe nur so bauen lassen, daß das Vieh Licht und reine Luft, Wärme und Rein­lichkeit genießen könne. Ebenso muß es auch hinlänglich Nahrung haben. Doch verlangt es, sieht man genau auf die ebenerwähnten vier Erfordernisse zu seinem Wohlbefinden, nicht so viel Futter, als wenn es in dunkeln, schmutzigen, stinkenden, oder gar zugigen und