Viehzucht.

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kalten Ställen steht. Im Gegentheile, reinliche, lichte Ställe, gehörig gelüftet und im Winter warm, mit mäßigen Futterrationen, erhält das Vieh gesund, tüchtig zur Arbeit und im Werth. Eine bedeu­tende Aufgabe fällt hierbei aber gerade den das Vieh bedienenden Mägden zu. Nicht weniger aber auch deren Dienstgeberinnen, welche die Mägde über das Wie und Warum zu belehren vermögen und strenge darauf sehen sollten, daß Alles seinen rechten Gang gehe. Ungebildete Leute verrichten ihren Dienst nur mechanisch, und verges­sen oft dies oder jenes, wenn man ihnen nicht allmählig die Einsicht und das Verständniß davon beibringt, warum dies oder das noth­wendig ist, und gerade so und nicht anders gemacht werden solle. Belehrt man sie aber in geeigneter Weise und gewöhnt sie, bei der Arbeit zu denken, so kann man sich in den meisten Fällen sicherer auf sie verlassen und sie machen ihre Sache auch besser.

In Betreff der Nahrung wäre noch Einiges zu bemerken: Hin­reichend Wasser ist nämlich zum Gedeihen des Viehes eben so noth­wendig, als hinreichendes Futter. Der Wasserbedarf des Viehes steht immer in Beziehung zur Nahrung, die man den Thieren giebt. Beim Gebrauche des Strohes, Heues und der Körnerfrüchte bedarf das Vieh mehr Wasser zu trinken, als wenn man ihm Gras oder gekochtes Futter giebt, in welchem ohnehin schon ein größerer Was­sergehalt vorhanden ist. Aber man pflegt darauf sehr wenig Rücksicht zu nehmen und den Thieren eben herkömmlich des Tages ein paar Mal Wasser zu geben. Richtiger wäre es jedoch, wenn man An­stalten treffen würde, daß das Vieh mehrmals am Tage und nach seinem Belieben zum Wasser gelangen könnte. Auch ist es nicht gut, das Vieh eine Strecke zum Tränkeplatz gehen zu lassen, wo es den stürmischen Winden ausgesetzt ist und durch Schnee, durch Dick und Dünn waten muß, auch bei schlechtem Wetter ihm nicht einmal Zeit gelassen wird, seinen Durst völlig zu löschen. In jeder Be­ziehung würde es gut sein, wenn Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine u. s. w. sich an einemTrunke" nach Herzenslust laben könnten, so oft sie das Verlangen danach haben. Desgleichen verhält sich auch mit der Zubereitung des Futters. Wir haben jetzt die besten Häck­sel- und Futterschneidemaschinen, Rübenschneide- und Rübenmus- maschinen, Nollenquetschmaschinen für Hafer, Gerste, Bohnen und Erbsen u. s. w. Die Anwendung dieser Maschinen und die Zuberei­tung des Futters in einer Art und Weise, daß es besser verdaulich wird, ist von größter Bedeutung für das Vieh. Endlich können wir hier nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß das Vieh, selbst wenn es in den besten Stallen, bei hinreichendem Futter und Wasser gehalten wird, auch täglich etwas an die frische Luft gelassen werden muß, um sich Bewegung zu machen. Abwechslung im Futter ist eben so nothwendig für Thiere, als die Verschieden­heit der Nahrungsmittel, die auf den Tisch des Menschen kommen. Bemerkenswerth ist noch, wie der vernünftige amerikanische Far-