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Viehzucht.

merkrankes Vieh" behandelt. In den meisten Fallen findet er, daß etwas Anderes, als die Thiere curirt werden müssen. Ge­gen die Schweincholera z. B. würde er die Anwendung der Mist­gabel und kalten Wassers im Schweinestalle, etwa mit einer chirurgi- Operation an den Wänden, um Licht und Luft einzulassen, verord­nen. Klauenfäule an Schafen wird seiner Ansicht nach am besten behandelt, wenn man auf der Weide Gräben zieht und Drainirröh- ren dareinlegt. EinPflaster" auf den Bretterverschlag an dem alten Stalle würde ziemlich viel Krankheiten der Pferde curiren; und eine Operation mit der Heuschneidemaschine, dem Stopfmeffer und der Dampfvorrichtung mehr für die Gesundheit des Viehes im Winter wirken, als alle die theuren Pillen und Arzneien, die man zur Qual der geplagten Thiere und des Geldbeutels ausheckt. Kurz, er meint, daß Krankheiten am besten curirt werden, noch ehe sie die Thiere befallen könnten. Es giebt allerdings epidemi­sche Krankheiten, wo man zu Arzneien rc. greifen muß. Am besten aber ist es, bei eintretenden Krankheitsfällen dem Viehe Ruhe zu gönnen, eine längere oder kürzere Zeit die Nahrung vorzuenthalten und der Natur Gelegenheit zu geben, ihre heilenden oder wiederher­stellenden Kräfte auszuüben. Dann aber hat man nachzuforschen, ob die Krankheit eine Folge der ungeeigneten Behandlung der Thiere, oder irgend eines Abgangs oder Fehlers in Licht, Luft, Wärme, Reinlichkeit, Wasser und Futter, sowie Bewegung desselben ist, und gemäße Abhilfe anzuordnen. Gegen Epidemien sollte man sich durch Errichtung vonViehversicherungsanstalten" und eifrige Bethei­ligung an denselben vorsehen.

In Amerika giebt es Landwirthe, welche sich in großartigstem Maßstabe mit der Viehzucht abgeben. Ein solcher ist z. B. Jsaak Funk, der mit nur wenigen Dollars in der Tasche im Jahre 1824 von Kentucky her nach den wilden Prairien von Illinois auswan­derte und jetzt (1863) einen Grundbesitz von 40 engl. (Z Meilen oder 25,650 Acker Landes sein nennt! Die Geschichte dieses Man­nes ist ungcmein interessant und belehrend, und würde es uns der Raum gönnen, sie zu erzählen, möchten wir sie gerne wieder geben; aber nicht für Anregung unserer Bauern zur Auswanderung und um zu zeigen, daß so etwas nur in Amerika möglich sei, sondern im Gegentheile, um zu beweisen, daß mit Fleiß, Ueberlegung und Aus­dauer der deutsche Landwirth auch wohl in der Heimath verhaltuiß- mäßige Erfolge zu erringen vermöge. Funk's Hauptgeschäft ist, daß er Vieh ankauft, es weiden läßt, mästet und meistens nach New Jork verkauft. Ungefähr 3000 mit Wäl/chkorn bebaute Acker ver­muthet er an Andere gegen eine gewisse Naturalabgabe. Eine kleine Heerde von 150 Kühen widmet er der Züchtung. Das übrige Vieh aber, in gleichhaltige Heerden von 200300 Stück getheilt, weidet auf vier großen Feldern, deren eines 500 Acker, ein anderes 1000, ein drittes 1500 und endlich eines 2500 Acker groß ist. Interessant