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Die Milchwirthschaft.

treibens der Kühe vor Sonnenaufgang; dann seines öfteren Stille- haltens am Wege, um den Gesang der Drossel oder der Amsel zu hören; seines Entzückens über die schöne Apfelbaumblüthe und der Bewunderung des fleißigen Bienenvölkleins, das Honig sammelnd in den duftigen Zweigen der frühlinggeschmückten Bäume und Sträucher musicirte; endlich seines neugierigen Betrachtens der blauen und gespren­kelten Eier im Vogelneste. Er erinnert sich dann des Heimtreibens der Kühe zur Abendszeit und seiner müden Füße, nachdem sämmtliche Farmarbeit endlich verrichtet war, und schließlich des Doppel­genusses der Ruhe und der Zufriedenheit nach gethaner Arbeit."

Wie bereits im vorigen Artikel erwähnt, halten wir das Rind­vieh der Milch, des Fleisches und der Arbeit wegen. Seinen Nutzen als Zugvieh beim Ackerbau haben wir bereits erwähnt, und ebenso aufgezählt, was und wem es Alles mit seinem Körper dient. Hier kommt zunächst nur sein Milch ertrag in Betracht. Die weiblichen Thiere einiger Wiederkäuer nämlich geben dem Menschen eines der besten Nahrungmittel, die Milch. Dies gilt vorzüg­lich vom Rinde. Dann giebt aber auch nebenbei gesagt die Ziege, das Schaaf und das Kameel Milch. Selbst Pferden und Eseln nimmt man Milch zum Gebrauche ab. Der natürliche Zweck der Milch ist die Ernährung der Nachkommenschaft. Sich selbst überlassen würde sie in den Körper zurückgehen, wenn das Junge vom Saugen zu anderen Nahrungsmitteln übergeht. Die Absonderung dauert um so länger, je reiner sie durch Melken entfernt wird; das Neinmelken ist daher von großer Wichtigkeit für die Nachhaltigkeit der Milchproduction. Jede Milch besteht aus 3 Theilen Milch­fett (Butter), in kleinen weißen Kügelchen; 45 Theilen Käse­st off, der entweder diese Fettkügelchen umschließt, oder sonst in den anderen Theilen herumschwimmt; 45 Theilen Milchzucker, 86 Theilen Wasser, etwas Mich säure, wenigen Salzen und einem sehr flüchtigen Stoffe, der sich beim Melken der Thiere durch den Geruch zu erkennen giebt.

Die Bestandtheile der Milch variiren jedoch qualitativ, je nach­dem sie zu verschiedenen Tageszeiten genommen wird. Man fand bei der Untersuchung der Milch einer gesunden Kuh auf ihre Zusam­mensetzung zu verschiedenen Tageszeiten dies nämlich aus, und zwar: in der Morgenmilch 10 Procent und in der Abendmilch 13 Procent Trockensubstanz. Die Fettbestandtheile betrugen am Morgen 2,^ Proc., zu Mittag 2,gg Proc., und am Abend 3,42 Proc. Der Käsestosf vermehrte sich von 2,27 bis auf 2,^ Proc., wogegen der Eiweiß- stoss von 0,44 auf 0,zj Proc. herabging. Milchzucker war am we­nigsten zu Mitternacht (4,^ Proc.) und am meisten um Mittag (4,72 Proc.) in der Milch enthalten. Nur die Salze zeigten keine merkliche Veränderung.

Frisch gemolkene Milch wird auch fette, dicke, gute, warme, ungcsahnte Milch genannt. Läßt man sie in einem flachen Gefäße